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gottesdienste bei und halten hierauf die Todtenzehruug. Wieder ist eiu Meusch zur
Grabesruh' gebracht.
Will man ein Volk recht keimen lernen, muß man es auch bei seinen Tänzen und
Spielen beobachten. Bei Lust und Freude spricht sich die Volksseele am rückhaltlosesten aus.
Die Tanzweisen eines Volkes gehen ganz aus dessen Gefühlsleben hervor.
Auch der Oberösterreicher liebt den Tanz. Sonst gab es nicht leicht eine Hochzeit
ohne Tanz; manche der heimischen Spiele stehen unmittelbar mit Tanz in Verbindung,
bei anderen wieder ist Tanz als freie Beigabe zum Schluß hinzugefügt. Außerdem aber
setzt es wohl einen Tanz ab zum Erntefest, bei der Flachsarbeit; nenestens begeht man
sogar, wenn das Getreide mit Maschinen ausgedroschen worden ist, den „Maschinball".
Zudem gibt es nicht leicht einen Jahrmarkt ohne „Freitanz", und manche andere
Gelegenheit fand und findet die Volkslust, um dem Tanze zu huldigen. Getanzt aber
werden in Oberösterreich verschiedene Tänze: Walzer, Polka, Deutsch, Steirisch, vor
allem aber der „Landler".
Der „Landler" ist der oberösterreichische Nationaltanz, vom „Landl" hat er ja
den Namen. Er entspricht völlig dem Gefühlsleben des oberösterreichischen Volkes,
insbesondere dem der Jugend; es werden aber auch Alte wieder juug, wenn sie die
Landlerweise hören.
Versetzen wir uns auf den Tanzboden eines Landwirthshauses, etwa gelegentlich
einer Hochzeit. In einer Ecke desselben ist eine kleine Tribüne für zwei Geiger angebracht.
Die übrigen Ecken nehmen, Kopf an Kopf gedrängt, die Zuschauer ein, so daß nur der
Mittelraum der ziemlich geräumigen Stube für die Tänzer frei bleibt. Das genügt auch,
denn der „Landler" ist ein Kreistanz. Eben haben die Geiger die Saiten gestimmt und
beginnen mit eigenthümlich durchdringenden Klängen im Dreivierteltacte die Tanzweise,
während sie im Zweivierteltacte dazu stampfen. Die Tänzer lassen nicht auf sich warten;
Paar um Paar treten sie hintereinander in den Reigen und gehen im Tacte einige Schritte
vorwärts, Tänzer und Tänzerin nebeneinander, und zwar die Tänzerin auf der Außenseite
des Kreises. Dauu machen sie, sich die Hände reichend, mehrere Schwenkungen, so daß die
Tänzerin bald auf der Junen-, bald auf der Außenseite des Tanzkreises erscheint. Hierauf
erheben beide, sich an der Hand haltend, die Arme hoch über das Haupt, und die
Tänzerin dreht sich unter der Hand des Tänzers einmal um sich selber. Die Bewegungen
beruhigen sich wieder, und es folgen einige Schwenkungen wie vorher. Wieder erheben
sich die Arme, und die Tänzerin dreht sich zweimal rasch um sich selber, daß ihre Röcke
hoch auffliegen. Die Paare, umfangen sich und drehen sich walzend im Kreise. Wieder
beruhigen sich die hochgehenden Bewegungen, die Paare gehen wieder im Tactschritt
nebeneinander, aber die Tänzer stampfen vorwärts schreitend den Boden, daß die Fenster
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch