Page - 140 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
Image of the Page - 140 -
Text of the Page - 140 -
140
„Bärentreiben" n. s. w. vorzuführen, so viel Kinderlust auch in unerschöpflicher Weise
darin enthalten ist. Unter den Spielen für Erwachsene gibt es solche für den Winter und
solche für den Sommer.
Ist Alles zu Stein und Bein gefroren und liegt auf allen Gewässern eine spiegel-
glatte Eisfläche, so holen Bursche und Männer, ja anch die Knaben den „Eisstock" ans
dem Winkel hervor, wo er im Staub des irdischen Daseins den Sommer vertrauerte und
verträumte. Es ist aber der Eisstock ein nahezu halbkugelförmiges Stück Holz, das an der
Peripherie mit einem eisernen Ringe bewehrt und im Centrum mit einem Stiele versehen
ist, an dem man es ergreifen und, es auf die Eisfläche schleudernd, fortschieben kann, daß
es weit und gewaltig dahiurutscht. Jede halbwegs freie Tagesstunde, nnd wenn der
winterliche Vollmond scheint, auch noch manche Nachtstunde wird dem „Eisschießen"
gewidmet. Und wie die Alten schössen, so schießen die Jungen. Die Spieler haben sich in
zwei Parteien getrennt, jede mit einem „Meier" als Oberschützen. Sie bemühen sich, die
Stöcke nach eiuem Ziele, „Taube" genannt, zu schieben oder zu „schießen" und dabei
durch den Anprall der Stöcke aneinander jene der Gegner ans der Nähe der „Taube"
wegzudrängen. Schon hat die eine Partei „Sechs", aber es überholen sie die Gegner und
erzielen „Neun", und uuu zählt jeder „Schuß"! Mit Spannung thut der Meister
(„Meier") den letzten Schuß der eiueu Partei, und siehe, es gelingt, es ist ein Meisterschuß;
die Stöcke der noch übrigen Gegner sausen alle an dem seinen vorbei nnd er mit seiner
Partei ist „aus". Es hilft alles Nachmessen und aller Ärger der Gegner nichts; sie mögen
ihr Glück im nächsten „Bot" versuchen. Man übt das „Eisschießen" zwar auch anderwärts
z. B. in Obersteiermark, aber so recht daheim ist dieses Spiel doch nur in Oberösterreich.
Da ist keine Stadt, kein Marktflecken, kein Dorf, kein Weiler im ganzen Land ohne „Eis-
bahn" im Winter; dagegen ist das Schlittschuhlaufen aus der Fremde eingeführt und
keineswegs volksthümlich.
Während das Mannsvolk die müßigen Winterstunden sich auf der „Eisbahn"
vertreibt, versammeln sich die Weibspersonen zu geschäftiger Arbeit mit Rocken und Rad
znr „Spiuuroas", wobei nicht nur die Spindeln sich fleißig drehen nnd die Spulen sich
füllen, anch die Zungen haben nach Weiberart freien Lauf.
Der Winter bringt auch das „ Glöckelugeheu" oder „ Glöckelulaufeu", im Jnn-
viertel auch „Rauul'u" genannt. Im Salzkammergut ist es noch in seiner ursprünglichen
Weise in Übung. Am Abend des Festes der heiligen Dreikönige versammeln sich in aller
Stille die jungen Leute aus den benachbarten Dörfern zu einem „Kreise". Jeder Fremde
ist strengstens ausgeschlossen. Alle sind mit falschen Bärten u. s. w. vermummt und so
gekleidet, daß sie verschiedene Stände und Gewerbe vorstellen. Gemeinsam wird nun von
Dorf zu Dorf, von Hans zu Haus gezogen und dort der „Kreis" gemacht, das heißt, es
back to the
book Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Volume 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch