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wird unter Musikbegleitung eine Art Tanz aufgeführt. Sie thun es nicht, nm Geld dafür
zu erhalten: Geld vder Geldeswerth darf den Glöcklern weder angeboten, noch von ihnen
angenommeu werden. Nur etwa ein Gläschen Branntwein und ein Stück „Bnnkel" (eine
Kuchenart) wird ihnen ab und zu gereicht; doch müssen sie selbes während des „Laufens",
das ist Tanzens nehmen, ohne dabei aus dem „Kreise" zu treten. Wer sich aus dem
„Kreise" entfernt, ist sofort ausgeschlossen und erhält zum Abschied von seinen Gefährten
eine Tracht Prügel.
Das „Glöckelngehen" bildet ein gewisses Gegenstück zum oberbaierischen „Haber-
seldtreiben", indem es zu Ovationen für beliebte Beamte, Bürger n. s. w. benützt wird,
vor deren Wohnungen der „Kreis" gemacht wird, um sie dadurch zu ehren.
Nicht selten kam es beim Glöckelngehen zu argen Schlägereien zwischen den Theil-
nehmern aus den verschiedenen Dörfern, wobei es an Schwerverwundeten, ja anch an
Todten uicht fehlte. Die weltliche» uud geistlichen Behörden schritten daher gegen das
Glöckelngehen ein. So durften die beim Glöckelngehen Erschlagenen nicht in geweihter
Erde begraben werden; mancher Waldsaum und Feldrain verbirgt noch, so wird versichert,
die modernden Gebeine solcher „heldenmuthigen" Glöckler.
Vom Feste der heiligen Dreikönige bis Lichtmeß kamen ehedem auch die Sterin
singer. Eine Truppe von zehn bis zwölf Sängern zog mit einem transparenten „Stern"
unter geistlichen Gesängen von irgend einem Hause aus. Auf der einen Seite des Sternes
war Maria mit dem Jesuskinde, auf der auderu die heiligen Dreikönige gemalt. An einer
Schnur wurde er im Kreise gedreht. Geführt von zwei Borsängern begab sich der Zug in
ein Privat- oder in ein Wirthshans nnd sang daselbst verschiedene Lieder von der Geburt
Christi, von den Hirten, von den heiligen Dreikönigen n. s. w. Viele dieser Lieder, meist
im Dialeet abgefaßt, sind dnrch ihre Naivetät höchst reizend und ihrer Entstehung nach
wohl weit älter als die oberösterreichische Kunstdialectdichtuug, vielleicht sind sie gerade
neben dem „Schnadahüpfl" und Volksliede die Vorbilder für diese gewesen.
Kamen zufällig zwei Sterusingertruppeu in einem Hause zusammen, so wurde ein
Wettsingeu veranstaltet. Ein Vorsänger forderte in mehr oder weniger improvifirten
Versen den andern zur Antwort heraus, während zugleich beiderseits der Stern ohne
Unterlaß gedreht wurde. Die Geguer antworteten uud stellten ihrerseits eine Frage. Die
Partei, deren Vorsänger zuerst um eine Antwort verlegen war, galt als besiegt und mußte
ihren Stern den Siegern abliefern, die nun mit beiden Sternen weiterzogen. Um dieselbe
Zeit wie die Sternsinger fanden sich vordem nicht selten fahrende Lente in den Häusern
ein und führten „eine geistliche Komedie von Adam nnd Eva im Baradeiß" auf.
In der Faschingszeit ziehen auch die Schwerttäuzer herum. Vormals kannte man
sie im gauzeu Land, jetzt dürsten sie nur mehr iu den Thälern des Salzkammergntes sich
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch