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fünf Uhr Morgens rufen sie die Stunde auch vor den Häusern ans, in denen sich einer
ihrer Kaineraden verschlafen hat, mit dem Zusatz:
„N. N, steh auf, es ist schon Zeit;
Der Vogel singt schon auf der Weit,
Der Fuhrmann fahrt schon ans der Straß'n,
Gott wird uns nicht verlassen!
Hat fünf Uhr g'fchlag'n,"
Wenn am Charfamstag die Glocken wieder da sind, begibt sich der ganze Zug
nochmals von Haus zu Haus mit der Bitte: „Bitt gar schön um ein Ratsch-Ei." Die
„Hohen" bekommen gewöhnlich ein Paar rothe Eier, die „Gemeinen" werden mit Geld,
Brod, Nüssen nnd dergleichen beschenkt.
In der Osternacht werden am Trannsee bald nach Mitternacht die Osterseuer
angezündet: schon nm Mitternacht (Jnnviertel) oder doch vor Sonnenaufgang ritten sonst
die jungen Burschen im schnellsten Lanf um die Felder. Oft fanden sich 30 bis 40 Burschen
ein. Wo drei Pfarren zusammengrenzen, läßt man die Pferde die junge Saat abfressen,
in der Meinung, daß sie dadurch gegen Krankheiten geschützt würden.
Eine ähnliche Festlichkeit muß der Pfarrritt gewefeu sein, der bis gegen Ende des
vorigen Jahrhunderts bestand. In Procession zog man aus, das Mannsvolk zn Pferde.
Ein Priester begleitete oder führte die Procession, die nm die Pfarrmarken herumging nnd
darum auch de» ganzen Tag in Anspruch uahm. Au geeigneten Stellen, z. B. bei Kapellen
nnd Feldkreuzen, wurden Anreden an die Procession gehalten, Evangelien gesungen, aber
auch ab uud zu Rast gehalten und Erfrischungen eingenommen. In den meisten Gegenden
wurde der Pfarrritt um Osteru gehalten, woraus sich Ursprung und Bedeutung ohne
Schwierigkeit vermuthen lassen.
Eines der erhebendsten, wenn auch nicht ältesten Feste der katholischen Kirche ist
das Frohnleichnamsfest, der Gottsleimes-^ oder Prangertag. Der Zusammenhang
desselben mit der Charwoche und Osterfeier ist bekannt. Den Namen Prangertag hat dieses
Fest darum erhalten, weil an demselben die Prangermädchen in weißen Kleidern, gelockten
Haaren, mit Kränzen darin, als „Engerl" erscheinen und noch jetzt an manchen Orten
die erwachsene» Mädchen, welche der jungfräulichen Ehre sich rühmen können, an diesen»
Tage „prangen gehen", das heißt mit bloßem, aber hübsch bekränztem Haupte au der
feierlichen Procession theilnehmen. Doch liegt hierin nicht der Grnnd, weßhalb wir
hier dieses herrlichen Festes gedenken, der Grund ist vielmehr die ganz eigenthümliche,
ergreifende Weise, in der dasselbe ans dem Traun- nnd Hallstattersee begangen wird.
' Gottesleibs-Tal! (Westum Corporis Ckristi). 1
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch