Page - 186 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
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Noch hatte die Landsturmvorlage nicht Gesetzeskraft erlangt, und schon sangen die
Bauernburschen an der Traun:
Von Landsturm thoans red n
Und schreibn allerhand, Machand d'Leut kloan > varuckt,
Da ban uns auf'n Land.
Der Sänger blickt in die Zukunft und stellt sich die Folgen des allgemeinen Auf-
gebotes vor:
Die Frage nach dem Autor ist nur in wenigen Fällen zu beantworten. Hat ein
Bauernbursche einen poetischen Einfall, so bringt er ihn auf den Tanzboden; Hunderte
wiederholen sein Lied, verändern es, geben ihn? nach localen Verhältnissen eine andere
Wendung, und so wird es Gemeingut und wandert durch's Land, ja über die Grenze des-
selben hinaus. Auch die Heimat des Liedes ist nur dann festzustellen, wenn es eine locale
Begebenheit zum Gegenstand hat, da selbst die Sprache etwaiger Aufzeichnungen keinen
Schlüssel an die Hand gibt, denn wie ein Lied von Gau zu Gau waudert, ändert es auch
seine sprachliche Färbung.
Ob alt oder neu, ob auf heimatlichem Boden entstanden oder aus den Nachbar-
ländern eingewandert, diese Liedchen sind Eigenthum des Volkes. Die überreiche Fülle, in
der sie vorhanden sind und täglich entstehen, ihre schlichtoriginelle Technik legen Zeugniß
ab von dem poetischen Sinn, von dem gesunden Witz des Volkes.
Wo das Land nicht flach ist wie am Inn und an der unteren Traun, sondern lang-
gestreckte Hügelreihen mit engen, oft tief eingerissenen Thälern wechseln, liegen die
Ansiedlnngen durchaus auf den Höhen. Hänfig breitet sich eine Bodenanschwellung
plateauförmig aus, ebenso oft erweitert sich eine Bodensenkung zur sauft eingedrückten
Mulde. Hier liegen die Gehöfte und kleinen Ortschaften in nicht allzu enger Nachbarschaft
unregelmäßig zerstreut. Kleine Waldschöpfe scheiden die Nachbargrüude, Hecken von
Haselstauden, mit Weißdorn, Schneeball und Rainweide untermischt, von einzelnen Ulmen
nnd Kirschbäumen überragt, umsäumen die Wiesen nud Ackerparcelleu, Feldwege und
Raine sind von Obstbaumalleen beschattet, Gehöfte und Dorfschaften sind hinter dichten
Fruchtbaumpflanzungen versteckt. Wo ein Thal tief eingerissen ist, sind die Ansiedlnngen
mit Vorliebe hart an die steilen Thalhänge hinausgerückt, die engen Thalgründe selbst
aber sind, von den Mühlen abgesehen, nicht besiedelt. Hier kann man stundenlang über
Da wird aft s'Diernderl sagn:
Da liegt mein Bua begrab'n, Und oft a Weib wird woan.
Wo bei an Kreuzerl loahn.2
Wohnungen und Grtsanlagen.
' Ganz. - Lehnen.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch