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leitete den Kirchengesang und diente selbst als Sänger. Von ihm hieß die Wohnung, die
sich auf der Schule befand, und das gesammte Personale der Musiker die Cantorei, Unter
dem Cantor stand der Snbeantor, auch Succeutor genannt; er wohnte auf der Schule bei
deu Adstauteu, welche meistens zugleich Schüler waren und der Musik wegeu aufgenommen
wurden. Sie hießen Choralisten und sind die Vorfahren unserer heutigen Sängerknaben.
Diese Cautoreien zogen, wie auch anderswo, besonders um Weihnachten, Neujahr und
Ostern von einem Kloster znm andern, sich hören zu lassen und Geld zu verdienen.
Neben ihnen wirkten in den Städten und Märkten die Stadtpfeifer, Stadtmnsiker,
Zinkenisten, Thürmer, Turnermeister, welche aus den wandernden Musikanten der ältesten
. Zeit entstanden. Diese Spielleute hatte« bestimmte Jnnnngsgebränche, welche sich bis ins
XIX. Jahrhundert erhielten. Das Oberspielgrafenamt in Wien hatte die Gerichtsbarkeit
über diese fahrenden Lente. Sie fiedelten znm Tanz, zum Gesang der Edeln und Dichter, zu
Pruukaufzügeu der Ritterschaft, zu den Märschen der Krieger im Felde. Die Instrumente
derselben waren im Xll. bis zum XVI. Jahrhundert Trommel lind Pfeife, später traten
Zinken, Trompeten hiuzu, wohl auch Sackpfeife, Posaune uud Zimbal. Diese Fiedler uud
Geiger wäre» durchs Mittelalter auch für Oberösterreich die Bewahrer der alteu Volks-
thümlichen Poesie, die ersten Vertreter aller darstellenden Künste, — die alleinigen Pfleger
der weltlichen Mnfik, besonders der instrumeutalen.
Spuren theatralischer Darstellung finden sich in Oberösterreich schon im XVI. Jahr-
hundert auch iu den Klöstern. Der Schulmeister, der Cantor sind es, die ein Spiel
abhalten, oder es prodncirt sich einer der fahrenden Leute. Diese Spiele äußerten sich in
einzelnen Liedern, in Scenen mit Action. Der häufig vorkommende Dialog bot Gelegenheit
zu Duetten. Unbekannt find nns die Dichter und Komponisten vieler dieser Lieder und
Spiele, doch haben sich manche der ursprüngliche» Melodien erhalten. Größeren Auf-
schwung erhielten die theatralischen Darstellungen und die damit verbundene Musik durch
die späteren Schulkomödien, die hänfig mit Musik eingeleitet wurden. Aufaugs lateinisch,
später deutsch, gaben die Textbücher gewöhnlich den Gang der Handlung summarisch an,
die Recitative, Arien und Chöre aber vollständig. Auch in Oberösterreich waren die bei
solchen Spielen gebräuchliche» Prologe und Epiloge, sowie die eingestreuten Intermezzi sehr
beliebt. Unter den Componisten derselben sind Wiener, Salzburger und Oberösterreicher
vertreten. Besonders blühte das Singspiel und die Oper in Kremsmünster, wo eine eigene,
nach damaligen Begriffen gut eingerichtete Bühne große Scenerien und Actionen gestattete.
Großes Verdienst erwarb sich dabei der anch außerhalb Österreich bekannt gewordene
Regens-Chori dieses Stiftes, ?. Georg Pasterwiz. Unter ihm wurde eiue ansehnliche
Reihe deutscher und italienischer Operu uud Singspiele aufgeführt, von Glnck allein
„Paris und Helena", „Alceste", „Pilgrimme von Mekka" und ,?arna,sso eonluso".
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch