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Bedarf der Bevölkerung an Nahrungsmitteln, Bekleidung und Hausgeräth sorgen, also
keine über diesen engen Kreis hinausreichende Bedeutung haben: wie Müller, Brauer,
Bäcker, Fleischer, Schneider, Schuhmacher, Böttcher, Tischler, Schlosser u. s. w., wogegen
sich anderseits unter ihnen freilich die Angehörigen jener Hausindustrien, Kleingewerbe
und großen Fabriksetablissements finden, die zur volkswirthschaftlicheu Charakteristik der
Bevölkerung hier näher geschildert werden sollen.
Zusammenhängend mit den historischen Verhältnissen der Ansiedelung und Culti-
virnug und abhängig von den natürlichen Vorbedingungen, welche im Boden uud dessen
Produkten, in der Höhenlage, dem Klima, den Wasserläufen und der Wegsamkeit liegen,
bietet Oberösterreich das Bild einer großen Abwechslung und Mannigfaltigkeit seiner
Gewerbe. Wie sich der Boden bald zu den mächtigsten Gebirgszügen erhebt und nns durch
seine Alpenreize fesselt, bald als sanftes Hügelland oder als weite Ebene zu beschaulicher
Betrachtung einladet, so hat sich die gewerbliche Thätigkeit auch ganz gegensätzlich entwickelt.
Wir finden das alte, genügsame Kleingewerbe uud die bescheidenen Hausindustrien von
durchaus charakteristischer Anlage theils noch lebensfähig, theils in Abnahme begriffen,
oder im Übergange zur Industrie noch an zahlreichen Orten; als die wichtigsten unter
ihnen sind insbesondere drei Gruppen erwähueuswerth: erstens jene der Eisen- und
Stahlgewerbe in den Bezirken von Steyr und Kirchdorf von hoher actneller Bedeutung,
ferner jene der Holzwaaren-Erzeugung in der Viechtau bei Gmnnden von großem
ethnographischen Interesse und endlich die Gruppe der Leinenweberei im Mühlviertel,
mehr wegen des Rückblickes auf die Vergangenheit zu nennen, als wegen der heutigen
Wichtigkeit.
Neben diesen Hausindustrien und örtlich ungemein conservativeu Kleingewerben
hat sich Oberösterreich in der Neuzeit eine Fabriks- und Großindustrie geschaffen, die
natürlich zumeist dort ihre Stätte suchen mußte, wo die Triebkraft des Wassers den billigen
Motor liefert und wo der Rohstoff leicht bezogen, das Fabrikat billig und rasch versendet
werden kann: im Hügel- und Flachlande, an den Ufern der Traun, der Donau und
nenestens allerdings auch in den gebirgigeren Theilen des Enns- und Steyrgebietes.
Wenden wir uns zuerst der wichtigsten Gruppe zu; es ist jene des Eisen- und Stahl-
gewerbes der Stadt Steyr und ihrer Umgebung, welches zu den ältesten und bedeutendsten
Oberösterreichs zählt, sich in ältester Zeit bis an die Grenzen des römischen Reiches, an
die Donaulinie zog uud der Waffenfabricatiou zuwendete, allmälig aber alle Zweige der
Eisen- und Stahlbearbeitung mit größtem Erfolge betrieb und einen Weltruf zu erwerben
wußte. So bestand schon in Lanriacnm nächst Steyr eine ansehnliche Schildfabrik und
wurde unter dem Schutze der römischen Flotille der Außenhandel mit Eisenwaaren
nordwärts lebhaft betrieben. Wie hoch man hier die Technik der Geschützerzeugung im
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch