Page - 308 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
Image of the Page - 308 -
Text of the Page - 308 -
308
Die Fabrikation von Messern und Gabeln hat ihren Hauptsitz in Steyr, Steiubach
und Neuzeug. Die ordinäre Sorte, sogenannte Taschenfeitel, werden namentlich in
Trattenbach erzeugt und finden bedeutenden Absatz im Orient, in Böhmen, Steiermark uud
Ungarn. An Messern, Gabeln, Küchenmessern, Taschenmessern zc, werden jährlich circa
acht Millionen, an Taschenfeiteln sechzehn Millionen Stücke exportirt. Die Erzeugung
der Ahlen, Brosten uud Zwecke ist ebenfalls uoch bedeutend und dürfte gerade die Ahleu-
erzengnng gegenüber der ausländischen Concnrrenz bald wieder den Markt erringen.
Von den 8'/z Millionen erzeugten Ahlen wird die Hälfte im Jnlande verkauft. Unstreitig
der wichtigste Artikel nicht blos der Steyrer, sondern überhaupt der ganzen oberöster-
reichischen Eisen- und Stahlindustrie, eiue wahre Specialität derselben, die auf ehrwürdiger
geschichtlicher Grundlage ruht, ist die Sensenerzeugung; sie ist uralt, deuu einzelne heute
noch betriebene Werke weisen urkundlich einen nahezu vierhundertjährigen Bestand ans, und
hat ihren Sitz in den reiche Wasserkräfte enthaltenden Thälern der Voralpen, namentlich
im Kirchdorf-Windischgarstnerthale, in Mölln, an der Steyrling und Alm und vereinzelt
auch in dem nördlich der Donau gelegenen Theile des Landes.
In den gegenwärtig (1885) noch im Betriebe stehenden 38 Werken sind etwa
820 Arbeiter beschäftigt, welche jährlich iiber zwei Millionen Sensen und Strohmesser uud
bei 150.000 Sicheln erzeugen. Interessant ist die außerordentliche Theilung der Arbeit
bei dieser Fabrication. An der Fertigstellung einer Sense sind 16 bis 18 Arbeiter
beschäftigt, von denen jeder seine besonderen Handgriffe an derselben ausführt. Die ober-
österreichischen Sensen haben sich infolge des verwendete» Frischstahles von besonderer
Güte und der soliden Arbeit in der „guten alten Zeit" den verdienten Weltruf erworben.
Schou im vorigen Jahrhundert gestatteten wiederholte kaiserliche Verordnungen den
oberösterreichischen Seusenschmiedeu neben ihrem Zeichen und den Jnnungsbeischlägen
auch das österreichische Erblaudswappen auf ihre Erzeugnisse zur Kennzeichnung der
Herknnft zu schlagen. Die unübertroffenen natürlichen Bedingungen uud vielseitige äußere
Förderungsmittel wirkten lange glücklich zusammen, um den oberösterreichischen Sensen und
Sicheln den Markt von ganz Europa zu erschließen. In der letzten Zeit haben sich aber
die Verhältnisse wesentlich verändert, auswärtige Eoucurreuz drängt das treffliche heimische
Prodnct immer mehr von den fremden Märkten ab.
In Rußland und den Donauländern, wohin dermalen die österreichischen Senseu
fast allein noch in der Zahl von jährlich vier Millionen Stück Absatz finden, werden
dieselben sehr gesucht und nur nach dem Zeichen („Lilie", „Krebs", „Wildschwein",
„Pokal" n. s. w.) gekauft. Die Hauptstapelplätze für die exportirte Waare sind Moskau
Rylsk, Warschau, Berdyczew und Kiew; im weiteren Handelsverkehre gelangen die
heimischen Sensen von den sibirischen Märkten sogar nach China. Aber auch dieses letzte
back to the
book Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Volume 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch