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jenseits einer niedrigen Wasserscheide die bisherige Thalrichtung von der Enns weiter-
geführt wird. Da außerdem hier zwei Tauernthäler, das Großarl- und Kleinarlthal, nicht
fern von einander münden, so bildete sich vorlängst ein Verkehrs-Knotenpunkt. In neuerer
Zeit drohte der Verlust dieses Vorzuges, da die Bahuabzweiguug zwei Stunden weiter
abwärts nach Bischofshofen verlegt wurde. Doch fand sich rechtzeitig ein sehr wirksames
Zugmittel für den Fremdenbesuch in der großartigen Felsschlucht, in welcher der Bach
des großen Arl thales die letzte Stufe am Ausgange des Thales durchbricht. Sie ist
ohne Zweifel eine der größten Sehenswürdigkeiten der Alpen, und St. Johann dankt der
Erschließung dieser bis 1876 ganz nnzugäuglicheu und unbekannten Liechtensteinklamm
den Besuch von vielen tausend Fremden im Jahre. Der innerste Theil der Klamm ist
ein kaum zwei bis drei Meter breiter Schlund bei einer Höhe von 50 bis 60 Meter, so
zwar, daß nur ein schwacher Tagesschimmer in die grausige Tiefe dringt, in welcher ein
starker Bach schäumt und tost, der außerhalb der Alpeu für eiueu leidlichen Fluß gelten
würde. Der Glanzpunkt ist aber der Schluß der Klamm, wo der Bach sich in einer hohen
Kaskade iu die dunkle Tiefe der Schlucht stürzt. In der Mittagsstunde, weuu die Sonne
ihre Strahlen durch den Wasserfall in die Klamm sendet und hier alles Licht nur von
dem weiß schimmernden stäubenden Gewässer ausgeht, entsteht ein unvergleichlicher
Lichteffect. Innerhalb der Klamm zieht sich das Großarlthal noch 25 Kilometer lang
ziemlich einförmig fort bis zu dem Übergang der Arlscharte nach dem Maltathal — einem
merkwürdigen Punkte, denn hier ist das Ende der einheitlichen vereisten Hauptkette der
Alpen, welche sich vou da ab östlich in zwei Ketten theilt, die an Höhe bedeutend abnehmen.
Früher blühte im Großarlthal der Bergbau, jetzt ist Alles todt und öde. Von Hüttschlag
führt ein viel begangener Übergang über den Gamskahrkogl ins Gasteinerthal.
Das Kleinarl thal , welches ebenfalls bei St. Johann mündet, läuft dem Groß-
arlthal östlich parallel, biegt aber bei seinem Ausgange scharf nach Westen um. An der
Biegungsstelle führt ein jetzt flußloses Thal fast eben zur Enns hinüber, woraus hervorgeht,
daß das Kleinarlthal einst zum System dieses Flusses gehört hat, aber durch die stärkere
Erosionskrast eines zur tiefer liegenden Salzach ablaufenden Baches abtrünnig gemacht
worden ist. An der Umbiegungsstelle liegt der Markt Wagrein, weiter einwärts im
Kleinarlthal ein kleiner See, dann folgt eine sehr hohe und steile Thalstufe und oben sieht
sich der überraschte Wanderer am Ufer eines größeren Seespiegels, des Tappenkahr-
Sees, welcher, in einer Höhe von 1.762 Meter gelegen, von baumlosen und felsigen
Hängen eingeschlossen, einen sehr ernsten Charakter trägt. Die ihn umgebenden Hänge bilden
die größte Alpe des Landes, wohin das Vieh aus dem ganzen Pongau getrieben wird.
Außer den beiden Arlthälern gehört nur mehr ein Tanernqnerthal zum Pongau —
freilich das längste, bevölkertste und wichtigste von allen, das Gasteinerthal, ein durch
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch