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Tauern, um ins Euusthal zu gelangen. Dieser 1.738 Meter hohe Übergang zeigt noch an
vielen Stellen ganz deutlich einen schmalen alten Wegkörper neben der jetzigen Reichsstraße.
Daß dies nicht ein mittelalterlicher, sondern der antike Straßenban ist, beweisen die
römischen Meilensteine, welche im Ansauge unseres Jahrhunderts in fast noch zusammen-
hängender Reihe läugs dieser alten Straße standen. Wenn sie auch seither zum Theile an
die neue übersetzt, zum Theile in Museen übertrage» worden sind, so ließen sich doch vor
einigen Jahren ihre einstigen Standplätze und damit auch der antike Charakter der alten
Straße noch mit Sicherheit feststellen. Einige am Fuße des Tauern gefundene Votivsteine
beweisen, daß der Übergang über den Alpenpaß den Römern nicht ohne Gefahren und
Schrecken erschienen ist. Anf der Jochhöhe stand ein Hospiz „in alpe«. Vom Nordfuße
des Tauern zog die Straße wahrscheinlich durch das Fritzthal nach Werfen und weiter
auf dem rechten Ufer der Salzach nach Jnvavnm. Von hier gingen zwei Wege aus: einer
westlich nach Augsburg, dessen Verlauf'gleich jenseits der Saale durch ein noch erhaltenes
Stück Straßendamm beglaubigt ist; dann einer nach Nordosten, dessen Meilensteine sich
mehrfach vorgefunden haben, nach Ovilava (Wels) und Lanreaeum (Enns).
An diesen Linien finden sich, abgesehen von den Meilensteinen, fast überall römische
Monumente; so Grabsteine in Bischofshofen und Werfen, Baureste bei Straßwalcheu uud
Kuchel, an vielen Orten Münzen. Auch sind uns die Namen der Ortschaften Cuculum gleich
Küchel, Vocarinm gleich Werfen und Anifns gleich Altenmarkt an der Enns überliefert.
Im Übrigen sind aber römische Funde im Lande Salzburg recht spärlich. Aus dem
Pinzgan liegt sehr wenig vor, aus Gastein, wo doch der Goldbergbau vorauszusetzen
ist, gar nichts. Das salzburgische Flachland brachte einige Baureste aus der Gegend
von Matsee.
Es scheint also unser Land in der römischen Zeit doch nur eine arme, dünnbevölkerte
Grenzprovinz gewesen zu sein. Das Leben beschränkte sich vornehmlich auf die Stadt
Juvavum. Auch sie war nur eine Kleinstadt. Die Funde scheinen zu ergeben, daß sie sich
vornehmlich am linken Salzachufer, und zwar im östlichen Theile der jetzigen Stadt
ausgedehnt hat, dort wo jetzt noch die Häufung öffentlicher Gebäude, Dom, Residenz,
Stift St. Peter, den Kern uud Ausgangspunkt auch der neuen Stadt andeutet. Auf dem
Festungsberge stand wohl ohne Zweifel ein Castell, auf einer Vorstufe desselben, dem
Nonnberge, wahrscheinlich ein Merkurtempel. In der jetzigen Kaigasse fanden sich Reste
eines größeren monumentalen Baues, welche als eiu Stadtthor gedeutet wurdeu. Doch
scheinen neuerlich gefundene Äseulapstatuen auf eine Stätte der Verehrung dieses Gottes
hinzuweisen. An der Stelle des jetzigen Mozartplatzes stand ein reich geschmücktes Wohn-
gebäude; bei der Grundsteinlegung zum Mozartdenkmal (1842) wurden sehr schöne
Mosaikböden bloßgelegt, zu welchem sich in« Hofr eines benachbarten Hauses später noch
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch