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Seit 1792 kämpfte das salzburgische Cvntingent in de» Reichskriegen gegen Frank-
reich unter österreichischer Oberanführung. Aber erst der Winterfeldzng des Jahres 180(1
brachte den Krieg, den man seit Jahrhunderten in dem glücklichen Ländchen nur vom
Hörensagen kannte, in seiner ärgsten Gestalt ganz plötzlich mitten ins Land. Nachdem ein
Frühlingsseldzng in Schwaben dnrch einen Waffenstillstand abgebrochen worden war,
begann Ansang December ein nener Kriegsabschnitt mit einem Angrisse des österreichischen
Heeres nnter Erzherzog Johann ans die zwischen Isar nnd Inn stehenden Franzosen. Aber
deren Führer Morean gelang es, den Angreifer in der linken Flanke zu fassen,' und die
Schlacht von Hohenlinden (3. December 1800) nöthigte den Erzherzog, über den Inn
zurückzugehen. Der Rückzug erfolgte in der Richtung anf Salzburg. Da die Franzosen
schars nachdrängten, schien es angezeigt, durch einen Gegenstoß sich Lnst zu weiterem
ungestörteren Rückzug zu verschaffen. Hierzu wurde die Gegeud von Salzburg ausersehen.
Parallel der Saale, welche etwa eine Stunde westlich der Stadt von Süden nach Norden
läuft, nahm das österreichische Heer Ausstellung. Der rechte Flügel der Franzosen unter
der Anführung des ungestümen Leconrbe schritt zum Angriff, und obwohl die winterlich
seichte Saale rasch durchschritten war, so gelang es doch nicht, die Österreicher aus ihren
Stellungen zu verdrängen. Den ganzen Tag, es war der 15. December, wnrde gekämpft;
als aber die Dunkelheit hereinbrach, setzten die Österreicher den Rückzug fort, indem sie die
Salzach theils auf der Stadtbrücke, theils auf einer Pontonbrücke bei Mülln überschritten.
Der Zweck des Gefechtes, hier gewöhnlich die Schlacht anf dem Walserfelde genannt, der
Armee einen ruhigen Salzachübergang und weiteren Rückzng zu gewähren, war erreicht.
Schon am anderen Morgen näherten sich die Franzosen der Stadt, und zwar einerseits in
der Richtung von Wals, anderseits in der von Laufen, wo inzwischen ihr linker Flügel
die Salzach überschritten hatte. Und nun schlug Salzburgs Stund?. Niemand dachte daran,
die angeblich uneinnehmbare Festung, an deren Ausban nnd Ausrüstung viele Generationen
Schätze und Mühen verschwendet hatten, anch nur zum Scheine zu vertheidigen. Der
Erzbischos Hieronymus hatte sich schon mehrere Tage früher geflüchtet und die Gemeinde-
verwaltung der Stadt kannte kein anderes Interesse, als durch möglichst rasche Unterwerfung
den Sieger günstig zu stimmen. Der Bürgermeister fnhr Morean entgegen, ihm die
Schlüssel der Stadt zu überreichen; Mittags waren bereits Stadt und Festung von den
Franzosen besetzt. Die Kriegsbeute, welche die Frauzoseu au Waffen, besonders Kanonen,
wenn anch meist veralteten Systems machten, war ganz kolossal, die Räume der Festung
müssen damit vollkommen gefüllt gewesen sein. Als altes Metall wanderte nnn Alles in die
Fremde. Zwei Kanonen, welche Mvrean der Bürgergarde als Anerkennung ihrer Dienste
für die öffentliche Sicherheit schenkte und die nun im Museum stehen, sind der ganze Rest
der altsalzburgischeu Kriegsarmatnr, der auf uns gekommen ist. Die Leistungen, welche
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch