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gegeneinander, so bleiben sie nnangefvchten: sind sie nach vorne gekehrt, so fordern sie
Jeden heraus, der Lust hätte, sie zu besitzen.
Drei Unta, drei Oba, drei Fedan auf» Huat, ! In Obaland ob'»«, do saud d'Hahua vadamiiit,
«end ünsa drei Brnada, tuat koanar a guat, ^ Sö reiß'nt ean d'Födan aus, eh daß s' oan hanibt.
Tie lvdeue, zwilchene, ircheue (lederne) Kniehose, „Gsaßhosn" einst genannt, ist
schon fast überall zur Haus- oder Arbeitstracht herabgesunken; von den schönen seidenen
mit Sammtbesatz der Gasteiner erzählen noch die Enkelkinder. Auch das Messer und
Löfselbesteck mit dem Eisenstreicher in dem besonderen Hosentäschchen am rechten Ober-
schenkel ist den Weg der Kurzhose gegangen. Der Schlag-, Stoß- oder „Fozring" an der
rechten Hand aber hat sich vor dem Auge des Gesetzes ins tiefste Dunkel zurückgezogen.
Die Zeiten sind fast vorüber, wo es noch galt:
A Büchsei zun Schieß u und an Fozring zun Schlag »
Und a Tiandl zun Lieb n »maß a frischa Bna hab n.
Abgekommen sind gleichfalls die lange Lederhose mit dem Messerbesteck, der mit
Riemchen und Pfanfedern abgenähte „Bauchgurt" und dessen Sinnbilder und Namens-
züge, endlich die „Geldkatze" der marktreisenden Bauern, Wirthe, Krämer nnd Viehhändler.
Auch die kurzen Strümpfe bis zu den Knöcheln, „Boanhöseln" genannt, sind nnr mehr
bei der Arbeit gebräuchlich. Zur kurzen Hose werden weiße oder blaue Strümpfe getragen,
die in den „Bnnd-" nnd „Haferlschuhen" stecken.
Der niedere, schmalkrämpige, Halbsteife Filzhnt, der „Schamper" oder die Jacke,
der halblange Rock, die lange Tuchhose werden zur Landestracht. Ans den Jacken sieht
man uoch halbrunde oder eichelförmige Silberknöpfe dicht gereiht. An die Stelle des
ledernen oder ans Schweinsblase gefertigten Geldbeutels ist das gefächerte „Portmoneh"
getreten. Die kurzen, grünglasirten, messingbeschlagenen „Nasenbrenner" sind den
gefladerten Ulmerköpfen, weit öfter den bemalten porzellanenen Tabakpfeifen gewichen.
Diese silberbeschlagene Pfeife sammt Kette, die schwere silberne Uhrkette mit Anhängsel, bei
manchem Peteranen mit einem Georgthaler, sind der häusigste Sonntagsstaat der Männer.
Polksbräuche und Sit ten. — Die drei Marksteine des Lebens, Geburt, Hoch-
zeit und Tod, der Wechsel der Jahreszeiten und die Feste des Kirchenjahres rufen in
jeder Bevölkernng ähnliche, aber anch eigenthümliche Gebräuche hervor.
Der Gevatter wird gewöhnlich für alle nach einander erscheinenden Kinder gewählt,
nur wem« mehrere bereits gestorben sind, ist ohne grobe Berletznng der Sitte die Wahl
eines andern gestattet. Derselbe gibt dem Tauskiude, seinem „Goten", die Gevatterin der
„Goten", welche Worte auch im umgekehrten Sinne gebraucht werden, nach der Tanfe,
etwa beim „Kindlmahle" ein Geschenk, welches hänsig ans zwei Hemden, eines etwa sür
den sechsjährigen, ein anderes für den erwachsenen Göten, besteht. Dieselbe» werde»
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch