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aus Blätter von „Himmelbrod", uugeweihte, etwa siebe» Zoll im Durchschnitt messende
Oblate», herabgewvrfen. Nu» besteht die Fertigkeit der Schiffer darin, diese fliegenden
uud flatternden Oblaten während des Laufes der Schiffe iu der Luft aufzufangen. Da
jede Zille zwei Mann trägt und die Brückenjoche besondere Aufmerksamkeit fordern, ist
die Ausgabe nicht leicht. Je wehr Himmelbrod aufgefangen wird, desto mehr Ehre legt
die Schiffsmannschaft ein. Dieser Gebrauch, der mit der stark abnehmenden Salzachschiss-
fahrt seiu Ende findet, heißt das „Himmelbrodschutzen".
Im Flachlaude oder Salzburggau sehr verbreitet ist der Gebrauch der „Sonneu-
wendseuer". Am Porabend von Johann dem Tänser sieht man von erhöhten Stand-
punkten aus nicht selten dreißig uud mehr Fener aus den herkömmlichen Plätze» brennen,
in der ebenen Thallandschaft, auf Anhöhen und Bergen. Im XVl. Jahrhundert züudete
mau die Souueuweudfeuer noch auf dem Hauptplatze der Stadt Salzburg au uud 1568
zahlte die Stadtkammer für das „Suuweudtseuer aus dem Protmarkt" 5 Gulden,
2 Schilling, 10 Psenuig. Man springt wohl auch noch ans Unterhaltung einzeln oder
paarweise darüber, aber von geheimen Kräften desselben ist nichts mehr bekannt. Seit die
Bergfahrten stark in Aufnahme gekommen, hat sich die Zahl der Bergfeuer während der
günstigen Jahreszeit sehr vermehrt. Aus alter Zeit stammeu die Berguameu „Sunwend
pühel", „Suuweudstatt", „Feuerpalseu" uud der „Simetsberg" (Sonueuwendberg) in
Berchtesgaden.
Vermöge sehr alter Erlaubnis; ist es deu Salinenarbeitern in Hallein gestattet, am
Ausflusse der obereu Albe in die Salzach Nasen, das ist Fische zu saugen. Ties geschieht
um Johailui nach Souueuuutergaug uuter Fackelbeleuchtuug mit eisernen Zwei- nnd
Dreizacken, die „Persurelu" heißen. Die ihre Fackeln ober der Wasserfläche hin nnd
wieder schwingenden, im seichten Flusse wateudeu und dem Lichtschein? zuschwimmende
Fische harpuuirenden Salzarbeiter gewähren im Dnnkel der Nacht das interessante
Bild eines Schwarmes wandernder Irrlichter, sogenannter „Achenlichtel" oder feuriger
Wassergeister.
Am 25. Juli, Jakobitag, ist in den Gebirgsgnnen das „Jaggesen" im Gebrauche.
Das siud die Alpenbesuche, welche im Pongan uud Luugau die „Seudiuueu", im Pinzgan
die Melker von der Heimat uud ihreu Dienstherren, von Freunden nnd Bekannten erhalten,
wobei „Mus", Kaffee, Schnaps zur Bewirthung nicht fehlen dürfen und die Alpeuküche
mit einige» seltenen Gerichten, dem „Schwimmmüsel", das im Schmalze schwimmt, dem
„G'slocketen", einem besonders leichten, flockenähnlichen Mus, uud anderen nach Ganen
nnd Thäleru verschieden benannten Erzengnissen die Besuchenden ehrt nnd ersreut. Finden
sich die Paare zusammen, so spielt auch die Zither zu einem Tänzchen auf uud es herrscht
„iuuer des Alpeuzauues", der solche Freiheit gestattet, für ein paar Stunden eitel
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch