Page - 455 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Volume 6

455 Fettkraut (?in>;uieula), das Milzkraut (dkr^sosplenium) uud der Sauerampfer Heileu Flechte», die Schwiudwurz (<ülwlictvmum) Warzeu. Der Hexeukreis, der durch eiu Farru- kraut gebildet wird, ist Wanderern sehr gefährlich, denn leicht findet sich darin die Jrrwnrz, Welchem unschuldigen Kinde es gelingt, daß die Krönleinnatter ihren goldenen Haupt schmnck aus das weiße Sacktuch legt, dasselbe ist glücklich sein Leben lang u. s. w. Man fertigt derlei Augabeu gewöhnlich als bliude abergläubische Meiuuugeu ab, aber die hier angeführten reichen viele Jahrhunderte, manche ins achte und sechste unserer Zeitrechnung zurück. Nicht dieses Alters wegen wurden sie erwähut, sondern weil darin Anschauungen verborgen sind, die dem ältesten Volksthnme angehören und sich bis heute gefristet haben. Hiez mach' ina'r an G'sängl halt wiedar an B'schlusz, Wa» a Ding qü koan End' nimmt, is's är a Vadriisz, Sageu. — Wie bei anderen Völkern staudeu auch bei deu Deutscheu die Salz- gegeudeu zur Heidenzeit und später in hoher Verehrung. Nirgends anderswo stünden den Bitten der Sterblichen die Götter näher als bei den Salzquellen, erzählt Taeitns vom deutschen Heidenglauben. Diese Bedeutsamkeit erklärt, warum sich eiu Zweig der deutscheu Kaisersage am Untersberge festsetzte und fortpflanzte, zwischen den drei Salzstätten Reichenhall, Berchtesgaden und Hallein gelegen; dnrch seine Natnrgestalt, seine Schlnchten, Höhlen, Trichter, Steilwände und seinen Marmorgehalt ausgezeichnet, war er eiu günstiger Stützpunkt für die Sage, die nachher Heidnisches mit deutscher Kaiserzeit verwob uud im Volksglauben bis auf unsere Tage lebte. Kaiser Karl schläft, von Kurfürsten, Prälaten nnd Rittern umgeben, in der Berghöhle. Unschuldige Hirteukuabeu habe» ihn dort gesehen, Raben, die deutschheidnischen Götterboten, bringen ihm Nachricht von der Welt. Wenn die Zeichen nnmeßbarer Zeit, das Wachsen seines Bartes um den steinernen Tisch und das richtige Einstellen des Züngleins der Wage an Kaiser Heinrichs Steindenkmal im Dvme zu Bamberg sich erfüllen, dann bricht der Kaiser mit seinen Mannen zum großen Kampfe auf den Walserfeldern, am Fuße des Uutersberges, auf. Dauu ist das Ende der Welt. Wie der Graf beim Gaugerichte, hängt er seinen Schild nach der Schlacht an dem Birnbanme auf, der, umgehauen, immer wieder nachwächst, dem Nachbilde des heidnischen Weltbaumes, unter welchem die Schicksalslose der guten und bösen Menschen fallen. Frau Percht, des Heidengottes Wodan Gemalin, war die Göttin des Hanswesens. Im Mittwinter (von Weihnacht bis Neujahr), wenn die Schneestürme brausten und die wilde Jagd über Ebenen nnd Kreuzwege sauste, da hielt sie ihre Umzüge, sah zum Fenster hinein, belohnte nnd strafte die fleißigen und die nachlässigen Spinnerinnen, ahndete vom Rauchsaug herab die Unordnung in Küche nnd Herd, gedachte aber segnend des fleißigen Hauswesens. So erschien sie bald als hohe, erhabene Frau iu huldreicher Gestalt, den Sänmigen aber als zornige Alte mit drohendem Schlüsselbund und zottigem Hanpthaar.