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die Uutersberger hätten bei nächtlicher Weile nahe nnd ferne Kirchen, den Salzburger
Dom, Groß-G'maiu, Reichenhall, Mondsee, baierische Wallfahrtskirchen, wie Maria Eck,
besucht nnd daselbst nnter Orgelklaug und Heller Erleuchtung, daß die Fenster strahlten,
Gottesdienst gehalten. Aber als echte Heiden, denen die Erlösnng nicht zntheil geworden
ist, verschwanden sie aus dem salzreichen Dürreuberg, als daselbst zuerst die Glocke der
ueugebauten Kirche geläutet wurde. Jetzt ist das Sageuzeitalter des Uutersberges im
raschesten Niedergang begriffen nnd mau lacht über die unverstandenen Sagen, deren
Ursprung und Deutung nicht bekannt ist.
Einer anderen Gruppe kurzer Erzählungen liegen Borstellnngen von der Urgeschichte
des Landes und Erklärnngen von auffälligen Naturerscheinungen zu Grunde. Der Pongan
soll eiu großer See gewesen sein, der dnrch den Paß Lueg abfloß; hoch oben an den Stein-
wänden will man noch die Spuren der Wasserfluten bemerken. Große Alpengefilde, im
Gasteiner Naßfelde die „Schlapperebene", die iibergossene Alpe um den Hochköuig, der
hohe Denn wurden dnrch Strafgerichte „verkeest" oder mit ewigem Schnee bedeckt. Alte
Städte versanken im Untersbergmoore bei Salzburg, um St. Martin bei Lofer, im Mattsee.
Im Faistelauerwald bei Kuchl ist eine alte Stadt begraben, die zwischen zwei Flüssen
(Taukel uud Salzach) lag. In deu Moosen anf der Platte im Oberpiuzgau, iu Gasteiu
am Pockhart und iu der Kötschach, im Tappeukar wälzten sich Drachen nnd Lindwürmer,
die Menschen uud Thiere fräße«. Die Heideulöcher iu Großarl, iu Gasteiu uud Fusch
waren von wilden Leute» bewohnt, welche abzogen, als zuerst Reif uud Schnee auf das
Gebirge fielen. Zu Steindorf im Luugau, auf dem Götfcheuberg bei Bischosshofeu will
man einen Heidentempel, eine Heidenkapelle entdeckt haben. Heidenwege, „euterische" Wege
weist man um Kuchl, iu Abteuau, Dieuteu, auf der Schlapperebene; bei Kuchl, am
Radstatter Tauern, an der Leisniz im Lungau, im Aulaufthale Gasteius bezeichnen sie
Römerstraßen. Heidengebirge (auch „alter Mauu" geuauut), Heideustolleu gibt es im
Dürrenberg uud im vorgeschichtlichen Kupferbergwerke am Pougauer Mühlbach. Die
Teufelsbrückeu am Eingänge in die Taukel uud au der Lammer verratheu ihre vermeintliche
Entstehung im Namen; den Tenfelssteiu (einen Findlingsblock) im piuzgauifcheu Roseuthal
warf der böse Feind vou eiuer Höhe jenseits der Ache herüber; die Tensels- oder Melker-
löcher im Pinzgan entstanden, als der „Zwackerl" mit einem Melcher, der sich in Milch
badete, sammt der Wauue durch das Loch am Biruhoru uud uoch durch andere sechs
Felswände fuhr, von denen eines im Kaprnuerthal ob der Häuslalpe sichtbar ist.
In der Kirche zu Scheffau wurde uuter dem Pflaster der steinerne Sarg einer Fran,
deren Name vergessen ist, beigesetzt. In dem Maße, als sie ihre Sünden abgebüßt hat,
rückt der Sarg gegen den Hochaltar vor. Er ist jetzt schon im vorderen Drittel. Wenn er
zum Hochaltar gelaugt, wird sie erlöst.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch