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Veuusberg hat sich in die verfallene Veste Turuschall im Lessachthale verwandelt, in
welcher das Tnrnschallweibel (Frau Venns) als Zauberin den Ritter in der Mitternachts-
stunde unter großem Getöse um sein Leben reiten läßt.
Eine andere Gruppe bilden die Schatzsagen, die sich meist au alte Thürme nnd
Besten knüpfen. Auf der Ruiue Alteugutrat bei Halleiu, unter dem verfallenen Thurme
Saleck beim Lamprechtsofenloch, im alten Schlosse Kaprnn und zu Sulzau, im Götscheu-
schloß ob Bischofshofen, aber anch im Schenckofen in: Paß Lueg, im Fraueuofeu bei
Abteuau, im Schatzloch am Georgenberg, ini Freimannsloch im Luugau, ain Faulkogel
und im Tappenkar, im Geisterschlößl zu Froschheim, aus der Wetterwand und der Muß-
bachalpe, zu Gräbendorf und Oberweißburg im Lungan findet man Schätze. Verwandt
damit find die ins XVI. Jahrhundert zurückreichenden Sagen von Fundorten edler Metalle
anf Bergeu und in den abgelegensten Thalorten, deren Zahl ans Unglanbliche grenzt und
die zum Theil von deu alle Jahre erschienene» „Veuedigermaudeln" aufgefuudeu oder
ausgebeutet worden sind.
Hierher gehört wohl auch die große silberne Kanne anf dem Pechhorn bei Loser,
die am Johannistag znr Sonnenwende von Gold überfließt, — wer sie finden kann!
Dann die eiserne Henne auf dem Silbereck im Lungan. Mitsammt den Eiern, mit Pech
nnd Schwefel überzogen, wurde sie vergraben. Das Bergglück verschwand und kommt erst
wieder zum Vorschein, wenn sie verrostet ist.
Sieht man von den Spnksagen ab, die noch überall von den Geistern Abgeschiedener
erzählt werden, so gibt es doch noch andere in uralten Vorstellungen wurzelnde
Erscheinungen oder sagenhafte Persönlichkeiten. Die weiße Frau auf Hoheufalzburg webt
mit Geisterhänden an ihrer Stadt Geschick. Auch die Pest sah mau einst umgehen, ein
abgemagertes häßliches Weib in Lnmpen. Nahte sie einem Orte, so brach die Seuche
aus. Eiu Pestpater aus Hegelwört deutet um das Jahrzehnt 1720 bis 1730 noch auf die
unheimlichen Gestalten in der Luft, die zu seiner Zeit in der Gegend gesehen wurden.
Mit dem „bösen Mann", dem „bösen Weiblein", der „Trud" und dem „Klaubauf" kann
mau aber nur mehr kleine Kinder schrecken. Auch der „Abwaschet", das „Käsmändl" oder
die „Nachtseudiuu", die in den verlassenen Alphütten ausräumten, aus deu zerstreute»
Überresten Käse machten und ein Schreckbild nachlässiger Sendinnen waren, finden keine»
Glauben mehr.
Desto zahlreicher sind die Sagen vom Dr. Paraeelsus mit der Goldti»ct»r, die er
vor seinen« Tode in die Salzach zu werfen befahl; von dem Vogel mit dem laugeu Schnabel,
der ihm das Gift aus dem Magen heraufholen sollte u. s. w. Auch Dr. Faustus kehrte in
des Erzbischofs Keller ein und fuhr «ach genossener Labung aus seiuem Mantel mit dem
Kellermeister durch die Lüfte davou.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch