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Ordensname ist auf uns gekommen, Procopius von Templin — dies das Städtchen in
der preußischen Mark, wo er 1608 von protestantischen Eltern geboren wurde, jenes der
geistliche Name, den er bei seinem Eintritt in den Kapnzinerorden in Wien erhielt, nach-
dem er in Prag, als achtzehnjähriger Jüugliug, zur katholischen Kirche übergetreten war.
Proeopins gehört in die erste Reihe der katholischen Dichter des XVII. Jahrhunderts.
Noch ausgeprägter als Schessler (Silesius) uud Spee steht er der steifen Opitz'scheu
Kuustdichtuug gegenüber, und so gelünsig war ihm das altdeutsche Kirchenlied, daß er
nicht selten einzelne Strophen davon in seine Predigten verwebte. Eines seiner Lieder:
„Zwei Nachtigallen in einem Thal" — wird von Göthe als das liebenswürdigste aller
katholischen Gedichte bezeichnet. An den Ufern der Salzach, wohin ihn längst die Sehnsucht
zog, iu dem scholl gelegenen Kapuziuerkloster auf dem gleichbenannten Berge brachte
Procopius die letzte, literarisch fruchtbarste Periode seines Lebens zn (1665 bis 1680).
Der Buchhändler Johann Baptist Mayer, ein elassisch gebildeter Mann und selbst auch
literarisch thätig, stellte ihm seine Druckerei iu der Gstätteugasse zur Verfügung. Ebenda
erschienen bald auch Abraham a Saucta Clara's erste Schriften.
Am 15. Mai 1718 beging die Salzburger Universität ihr hundertjähriges Jubiläum.
Sie hatte deu Höhepunkt ihrer Entwicklung damit zugleich überschritten. In veralteten
Methoden erstarrt, trug sie derZeit uud dem Leben keine Rechnung. Erzbischos Hieronymus,
gauz vom Neueruugseifer seiner Epoche erfüllt, tritt dem Schnlschlendrian entgegen; er
will reformiren, beschleunigt aber nnr den Verfall. Glücklicher mit seinen Reformen war
Hieronymus auf anderen Gebieten, insbesondere auf dem der allgemeinen Volksbildung.
Hier fand er einen Mann, ivie ihn Ataria Theresia in Felbiger gefunden hatte: Franz
Michael Vierthaler, geboren zn Mauerkirchen im Jnnviertel 1758, gestorben als
Direktor des Waisenhauses in Wien 1827, als Schulmann, Gelehrter nnd geschmackvoller
Schriftsteller von ungewöhnlicher Bedeutung. Wie sehr das Theater damals die jungen
Der innere Platz der Benedictiner-Universität.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch