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darüber hinaus aber kaum bekannt, „Meister Hans" — sv wurde er schlechthin geuaunt —
bekundete mit diesem wie mit seinen übrigen Kirchenbauten mehr handwerksmäßige
Tüchtigkeit und bis zur Virtuosität gesteigerte Technik als wirkliche Knnst, Er wurde vvu
der Bürgerschaft schon nm das Jahr 1408 zum Umbaue der Kirche, damals Pfarrkirche der
Stadt, berufen uud leitete bis zu seinem Tode, 1432, den Bau. Dieser währte jedoch uoch
lauge darüber hinaus; er war hauptsächlich auf fromme Gaben, Vermächtnisse und
dergleichen angewiesen, schritt deßhalb langsam vorwärts und wurde um 1470, vermnthlich
wohl infolge des Versiegens jener Zuflüsse, halbfertig eingestellt.
Danach erst und gewiß nicht an der von Meister Hans beabsichteten Stelle schritt
der Stadtrath znr Erbauung des Thurmes. Er wurde 1486 bis 1496 nach einem in
Nürnberg bestellten und von dort bezogenen Plane an der südlichen Langseite aufgeführt.
Mau merkt dem zierlichen, schlank und hoch aufschießenden Thurme neben dem weit-
gebauchten Chore die Stammesverschiedeuheit — den Franken neben dem Altbaier —
ziemlich an, sowie er anderseits an einige wohlbekannte Thürme von Nürnberg erinnert.
Noch möchte» wir des eiustigeu Haup ta l t a r s erwähnen, den der Stadtrath für
die erneuerte Pfarrkirche durch deu berühmten Meister Michael Pacher von Bruneck,
den Urheber des herrlichen Flügelaltars von St. Wolfgang, nm 1496 anfertigen ließ.
Die für jene Zeit gewaltige Snmme von 3.300 rheinischen Guldeu, die er kostete, läßt
auf die Pracht der Ausführung schließen. Er ist wie die ganze übrige gothische Einrichtung
spurlos verschwunden; nnr die reizende Fignr der Madonna anf dem gegenwärtigen
Hochaltare, leider wenig glücklich restanrirt, stammt ohne Zweifel noch von Pacher her.
Unsere romanisch-gothische Kirche erhielt sich ihren Bancharakter auch uuter der
nachgefolgten Renaissance im Wesentlichen unverändert. Der neue Baustil beschränkte sich
auf den Einbau eines Oratoriums, eines Betchores für die Mönche und uischeuartiger
Altarräume mit einer großen Galerie darüber in dem schon von der Gothik angelegten
Kapellenkranze. Diese letzteren gehören unstreitig zu den interessantesten Partien der Kirche.
Die neun in weitem Halbkreise den Chor umgebenden Nischen, jede mit einem Altare au
der Rückwand, strotzen von reichster nnd hocheleganter Ornamentik in Stnccatnr. Bei voller
Harmonie des Ganzen entzückt eine fast unerschöpfliche Mannigfaltigkeit des Details, die
bei näherer Betrachtung sogar auch die Wandlungen des Stiles bis herab zum Roeoco
erkennen läßt. Dazwischen reichlicher Gemäldeschmuck mit einzelnen vorzüglichen Stücken.
Aber nicht nnr an sich, sondern mehr noch durch seiue Verbindung mit der gothischen
Architektur erscheint dieser üppige Renaissancebau beachteuswerth; der Gegensatz der Stile
könnte nicht leicht schärfer zum Ausdrucke kommen.
Minder Günstiges läßt sich von den acht weiteren Altären der Kirche, wie von ihren
sonstigen baulichen Umstaltnngen sagen. Besonders empfindlich fällt die Verstümmelung
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch