Page - 526 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
Image of the Page - 526 -
Text of the Page - 526 -
526
bestehend. In ihrer reichen dekorativen Ausstattung mit prächtiger Schnitzarbeit bieten
sie auss beste erhalten ein interessantes Originalbild fürstlicher Prunk- uud Wohnräume
jener Zeit. Der berühmte mächtige Ofen daselbst (von dem gegenwärtig auch das städtische
Museum eine getreue Nachbildung aus Gyps in Naturgröße besitzt) dürfte als Meisterwerk
gothischer Keramik ein Unienin auf deutschem Boden sein.
Von den mittelalterlichen Befestigungsbauten, welche einstmals in Verbindung
mit den natürlichen Schutzmitteln durch Felsen und Fluß die Stadt umschlossen, stehen
nnr mehr einzelne Reste. Sie versehen gegenwärtig den leichteren Dienst romantischen
Schmuckes in dem landschaftlichen Bilde Salzburgs. Die meisten fielen in der Noth des
dreißigjährigen Krieges, da der große Erzbischof Paris Lodron (1619 bis 1653) Stadt
nnd Schloß sammt den umgebenden Höhen mit allen Mitteln damaliger Fortifications-
kunst in Bertheidiguugsstaud setzte uud zu einer Festung ersten Ranges umschnf, die für
halb Baiern in der wiederholt nahegerückten Feindesgefahr eine Znflnchtstätte wurde.
Das einzige noch ziemlich in seiner ursprünglichen Gestalt aus dem Mittelalter erhaltene
Bollwerk trägt noch der Rücken des Mönchsberges in der sogenannten Bürgerwehre,
einer hohen und mächtigen Sperrmauer mit fünf Thürmen, ehemaligem Wehrgang, Bastei,
Zwinger und Graben, welche das Plateau des Berges von einer Absturzwand znr anderen
durchquert. Sie wurde um 1486 erbaut; als ein Schaustück alter Befestiguugsweise
verdient das morsche lanbnmsponnene Gemäuer ebensosehr wie seines malerischen Reizes
wegen die fernere Erhaltung.
Der geschilderte Entwicklungsgang der gothischen Architektur iu Salzburg kouute
natürlich auf die verwandten Künste nicht ohne Rückwirkung bleiben. Die Sculptur,
uud zwar zunächst jene in Stein, fand hierzulande ein wenig ergiebiges Feld. Ihre
deeorativen Aufgaben blieben bei der durchgängigen Einfachheit der Gebände äußerst
beschränkt. Das Beste findet sich an den Kirchenportaleu, deren viele durch harmonische
Gliederung uud markige Profilirnng in Marmor das Auge erfreue». Auch Kuuststeiu
wurde schou damals hier und da, wie die hübsche Empore der Kirche in Zell am See zeigt,
zu decorativer Sculptur verwendet.
Von der figürlichen und monninentalen Steinscnlptnr der Gothik besitzen wir dagegen
noch manches kostbare Werk. Vor Allem sind hier die Grabdenkmale zn nennen, die in
großer Zahl die Innen- nnd Außenwände, leider auch häufig uoch de» Fußboden unserer
Kirchen bedeckeu. Der Friedhof und Kreuzgaug in St. Peter, die Stiftskirchen Nonnberg
und Michaelbeuren, aber selbst viele Landkirchen enthalten prächtige Exemplare dieser Art.
Reichen Schmuckes in spätgothischen Marmorreliefs darf sich das schon bekannte
Schloßkirchlein St. Georg auf der Feste Hoheufalzburg rühmen. Seiue Außenseite
zeigt eine Kreuzigungsgruppe und einen großen heiligen Christof, beide von geringem
back to the
book Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Volume 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch