Page - 558 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
Image of the Page - 558 -
Text of the Page - 558 -
558
Gärten umsäumt erbaut und seiner schönen Freundin, der Salzburger Bürgertochter
Salome Alt, zu Ehren „Altenau" genannt. Nach seinem Sturze baute Marx Sittich das
augeblich unvollendete Schloß aus oder vielmehr um und gab ihm den Namen „Mirabell".
Auch die weiteren Nachfolger, unter ihnen wieder hervorragend Johann Ernst Thun,
statteten fortwährend Schloß und Gärten dnrch Zubauten, statuarischen Schmuck, Wasser-
künste und dergleichen immer luxuriöser im damals herrschenden französischen Geschmacke
aus. Der bedeutendste Verschönerer, nahezu Neuerbaner war aber Erzbischof Franz Anton
Harrach, der seine ganze Regierungszeit, 1709 bis 1727, hindurch uicht ruhte, das
Schloß Mirabell zu eiuer Sommerresidenz von imponirendem Umfange, reizendster
Erscheinung und wahrhaft fürstlicher Pracht zu gestalten. Das großartige Werk entstand
nach den Plänen uud unter der Oberleitung des kaiserlichen Hofarchitekten Lukas
Hildebrandt, als genialer Schöpfer des Wiener Belvedere berühmt; zur Ausstattung
wurde eine erstaunliche Menge von einheimischen und fremden Künstlern jeder Art
herangezogen. Sie schufen vereint in Mirabell, in Schloß und Gärten, ein Ganzes, das als
Glanzleistung des Roeocostiles in deutschen Landen wenige seinesgleichen hatte. So
lautete das lobpreisende Urtheil der Zeitgenossen uud die Menge noch vorhandener
Beschreibungen, Abbildungen und Überreste läßt darüber keinen Zweifel. Wir sagen
leider „Überreste", denn der große Stadtbrand am 30. April 1818 machte der Herrlichkeit
ein gewaltsames Ende.
Das abgebrannte Schloß wnrde in völlig schmuckloser nüchterner Gestalt, Vieles
daran, wie der stolze Thurm, die eiust berühmte sala lerrena, die reiche Bekrönnng mit
Statuen und Vasen ?c,, gar nicht wieder hergestellt. Was heilte steht, ist nur mehr eiu
Schatten des Früheren mit spärlichen Resten der zerstörten Pracht. Als solche mögen die
schöne Einfahrt, die Bogenhalle des Schloßhofes, der reizend geschmückte Saal des Hanpt-
geschvsses, vor Allem aber die große Prachtstiege mit Rasael Donners herrlichen
Balustraden und Kindergruppen genannt werden. Man darf diese letztere noch gegen-
wärtig, obwohl des Gold- und Farbenschmnckes beraubt, zu dem Schönsten rechnen, was
das Roeoco in Österreich uns hinterlassen hat.
Auch der große Garten büßte viel vom früheren Glänze eiu, nur sorgte hier die
uimmermüde Natur für einige» Ersatz. Das Bedeutendste darin, der reiche, nach heutigem
Geschmack fast überreiche Marmorfchmnck in Balustraden, Vasen und Statuen blieb ihm
erhalten. Aus dem Zusammenhange des groß und harmonisch gedachten Ganzen gerissen
üben sie freilich nicht mehr die künstlerisch berechnete Wirkung uud finden in den modernen
Augen geringere Beachtung, als sie verdienen. Selbst vereinzelt behaupten indeß manche
Stücke, wie die Gruppen der Gladiatoren und uoch mehr das phantasievolle Formenspiel
der zahlreichen Vasen, ihren künstlerischen Werth.
back to the
book Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Volume 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch