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bei der Jubelfeier seines zweihundertjährigen Bestandes im Jahre 1882 errichtet. Daß der
Friedhof sich allgemach anch mit Epitaphien und Denkmalen verschiedenster Gestalt und
Größe, darunter auch solchen von höherem Kunstwerthe, füllt, bedarf keiner Erwähnung.
Um dem bisher befolgten Plane getreu als Letztes noch einen Blick über die Stadt
hinaus auf das Land Salzburg zu werfen, können wir auch von diesem manches
Erfreuliche melden. Anch hier rief die Neuzeit, besonders in jenen Gauen, welche der
lebenweckende Schienenstrang durchzieht, eine erhöhte Bauthätigkeit, uud zwar nicht blos
kirchlichen, sondern noch mehr profanen Charakters hervor. Die Naturreize des Landes
begünstigen das Entstehen von Villen, Jagd- nnd Alpenhäusern und Hotels. Es finden
sich darunter schöne, an Orten wie Bad-Gastein nnd Zell am See auch groß angelegte nnd
elegant ausgestattete Objecte, bei denen der Künstler sein Wort mitzusprechen hat. Die
Eisenbahn sowohl als die Kunststraßen, die von den Fünfziger-Jahren an sich fortwährend
vermehrt und einen hochachtbaren Stand erreicht haben, weisen interessante, durch
Schwierigkeit wie Gediegenheit der Ausführung gleich hervorragende Bauten auf. Hier
uud da in der Umgegend der Stadt, wie auch bei Hallein und Bischofshofen, erfreuen
einige größere Neubauten industriellen Zweckes den Frennd des Landes.
Noch haben wir endlich ein paar Schloßbauten monumentaler Bedeutung uud
künstlerischen Ranges zu nennen, die der neuesten Zeit ihr Entstehen verdanken: das
gräflich Arco'sche Schloß Anis zwischen Salzburg und Hallein uud das fürstlich
Liechteusteiu'sche Schloß Fisch Horn bei Zell am See im Pinzgan. Beide sind im
mittelalterlichen, vorzugsweise gothischen Bnrgenstile an der Stelle älterer Schlösser
gleichen Namens vom Grunde neu erbaut und bilden durch reiche Architektur, malerisch
lebendige Gruppirnng und reizvolle Lage wahre Schmuckstücke des Laudes. Gilt dies
schou vom Schlosse Auif, das seine schöne Gestalt in einem großen Teiche spiegelt, so noch
mehr von Fischhorn, einem Werke des Dombanmeisters Friedrich von Schmidt in Wien.
Das herrliche Bauwerk mit seinen Giebeln und Thürmen, Zinnen und Erkern, Alles in
Nohban mit kräftig gemeißelten Gliederungen, Gesimsen, Feuster- und Thüreinfassnngen ?c.
durchgeführt, von sanfter Höhe weit über das Thal leuchtend, darf eiu Juwel der Gegend
genannt werdeu. Die Junenränme beider Schlösser zeichnet eine dem Banste entsprechende
werthvolle Ausstattung nnd Einrichtung ans. Beim Vergleiche beider läßt sich freilich auch
der Fortschritt nicht verkeimen, den das Verständniß uud die Formenbildnng der Gothik
seit den Vierziger-Jahren, der Erbauungszeit des Schlosses Anis, gemacht hat; dem knnst-
srenndlichen Bauherr» dieses Schlosses wäre dazumal eben noch kein Meister von der
Bedeutung eines Freiherrn von Schmidt zn Gebote gestanden. Wie manches alte prächtig
gelegene Schloß gäbe es noch im Lande, das vom Nnin bedroht nach dein gleichen Glücke
solcher Bauherren nnd eines solchen Meisters sehnsüchtig ausschaut!
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch