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bis 14 gemeinschaftlich eine Alpe, wobei dann die Benützungszeit eine kürzere ist. Diese
Alpen sind entweder Eigenthum einzelner Bauern oder einer ganzen Gemeinde, selbst
eines ganzen Thales. Außerdem gibt es noch sogenannte Galtviehalpen, aus welche keiu
Melkvieh, sondern Pferde, Ochsen, galt gebliebene Kühe und Jungrinder zur Weide
gegeu Bezahlung eines Weidezinses „aufgekehrt" werdeu. Sie sind meistens hoch gelegen
uud von kürzerer Benützungszeit. Im Pinzgau und Pongau, wo die Pferdezucht, und in
Lnngan, wo die Ochsenzucht vorherrschend betrieben wird, kommen solche Alpenbenützungen
mehrfach vor. Alpenhütten, Käser genannt, mit Sennküchen, Milch- und Käsekellern und
Wohnräumen für die zur Gewinnung und Verarbeitung der Milch und zur Wartung des
Viehes nothwendige» Personen und mit Stallungen für Kühe und Ziegeu werden nur
dort errichtet, wo sich das Melkvieh befindet. Auf Galtviehalpeu trifft man nur Unterkunfts-
hütten für die Viehhüter und bisweilen noch kleine Viehställe für etliche etwa erkrankende
Viehstücke. Das Vieh bleibt daselbst Tag und Nacht im Freien und hat zn seinem Schutze
gegen die Witterung entweder nur vereinzelte größere Bäume oder aus Holz einfach
gezimmerte Unterstandsplätze.
Die eigentliche Alpenwirthschaft gliedert sich in die Milchwirthschaft und die Viehzucht.
Diese beiden Wirthschaftszweige werden nicht selten gesondert, häufiger aber zusammen
betrieben. Aus der Milch werden Butter, Schmalz und Käse bereitet. Bisweilen werden
aus der unabgerahmten süßen ganzen oder Vollmilch fette Hartkäse, häufiger schon aus
theils abgerahmter, theils unabgerahmter Süßmilch halbfette, überwiegend aber aus der
abgerahmten Süßmilch magere Hartkäse und aus der abgerahmten sauern Milch sauere,
sogenannte Radstatter Käse erzeugt. Die Quantität der Milcherzeugung und deren Gehalt
an Fettstoff hängt natürlich von der Nahrung ab, welche das Vieh auf der Alpe erhält,
und wird wesentlich auch von der günstigeren oder minder günstigen Witterung während
der Weidezeit beeinflußt. Der Futterertrag des Alpenlandes wird nach dem Maßstab des
Nahrungsbedarfes einer ausgewachsenen Kuh veranschlagt und jene beiläufige Fläche,
welche mit Rücksicht auf den örtlichen Graswnchs und die mögliche Benützungszeit einer
Alpe für eine ausgewachsene Kuh zur Nahrung durch den Weidegang nothwendig ist,
wird hier ein Knhgras genannt. Alle Viehgattuugeu, mit welchen die Alpen bestellt sind,
werden in dem Verhältnisse, als sich ihr Nahrungsbedarf zu jenem einer Kuh stellt, auf
„Kuhgräser" reducirt und werden beispielsweise für eine Stute mit Fohlen vier, für ein
ausgewachsenes Pferd drei, für ein zweijähriges Pferd zwei, für ein einjähriges Pferd ein,
für zwei einjährige Jungrinder und für drei Zuchtkälber je ein, für acht Schafe oder acht
Ziegen je ein Kuhgras erforderlich erachtet. Im Durchschnitt kann angenommen werden,
daß auf den Voralpen bei der Frühlings- und Herbstbenützung auf ein Kuhgras eine Fläche
von 1^/, bis 2'/; Joch, auf den Hochalpen während der Sommerbenützung 5 bis 6^/, Joch
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch