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und Holzhandel zu suchen. Tief driuueu im dunklen Taun der Gräben am Ufer des
Baches wirbelt der Rauch des Kohlenmeilers auf uud verkündet die Anwesenheit der
Menschen in den weiten Forste», deren Stille nur selten durch den Peitschenknall des
„Kohlbauers" unterbrochen wird. Nnr im Herbst, wenn der brünstige König des Waldes
seine stolze Herausforderung ergehen läßt, oder im ersten Frühjahr hoch oben an der schnee-
gefleckten Grenze des Waldes, wenn die Lock- und Kampsesrnfe des schillernden Birkhuhns
ertönen, dann belebt sich der steirische Hochwald und auch uuten am Thalweg erklingt das
Jauchzen des braunen Jägerburschen
„Wenn der Auerhahn balzt und der Brandvogel schreit,
Wenn der Kohlbauer schnalzt, ist die lustigste Zeit."
Je weiter nach Osten, desto mehr gewinnt der Spatheisensteinzng an Breite, desto
mächtigere Lagen von kalkigen Gesteinen schalten sich in den weichen Schiefern ein und
geben dadurch Veranlassung zur Eulstehuug einer Reihe hoher Kalkberge, welche sich von
jenen der jüngeren Kalkzone vor Allem durch sanftere Formen unterscheiden. In dieses
Gebiet fällt das industrielle Thal von Vordernberg. Kurz oberhalb seiner Mündung in
das Murthal bei Leoben erweitert sich diese Fnrche zu dem offenen Becken von Trofaiach,
nm welches sich die erwähnten Kalkberge, das Gößeck, Wildfeld und der Vordernberger
Reichenstein in einem malerischen Halbkreise grnppiren. Tief eingerissene Gräben schneiden
hier in die Bergflanken ein, westlich der Gößgraben unter den Abstürzen des Reiting durch
zu den Almen am Wildfeld, der eigentliche Vordernberger Graben gegen Norden an den
Fuß des Reichenstein.
Zu innerst liegt in diesem Graben der Markt Vordernberg, ein Centralpnnkt der
obersteirischen Eisenindustrie, dnrch die Knnststraße über den Prebühel mit Eisenerz
verbunden.
Höchst eigenthümlich sind hier die Eindrücke eines nächtlichen Besuches, wenn aus
schwindelnder Höhe die dunkle Silhouette der Berger Mauer herabdräut, wenn von allen
Hochöfen leuchtende Feuergarben aufstieben, deren dämonisches Licht mit dem rothen
Schein aus dem Innern der Werke vereint die alterthümlichen Straßen erhellt. Die hier
verschmolzenen Erze stammen größtentheils vom Erzberg bei Eisenerz uud werden mittels
Förderbahn über den Prebühel herübergebracht. Seltsam berührt es den Wanderer auf der
einsamen Paßhöhe, den Pfiff der Loeomotive zu vernehmen, während fenchter Nebel durch
die Lärchen streicht und qualmende Wolkenmassen die nahen finsteren Grate des Neichen-
stein nmranchen. Rasch senkt sich die Straße nach Norden gegen das grüne, zwischen den
vielgestaltigen Ausläufern der Schwabenkette im Osten und jenen der Ennsthaler Alpen
im Westen eingesenkte Thal von Eisenerz, dessen Hauptort vermöge der unermeßlichen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Volume 7
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Steiermark
- Volume
- 7
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1890
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.09 x 22.51 cm
- Pages
- 432
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch