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Bei Aflenz thut sich ein weiter, freundlicher Thalkessel ans; nur der Blick über
Schutthalden in die Fölz hinein zeigt die dräuenden Kalkwände, die entweder silberhell
in der Souue leuchten oder finsterblan unter Nebeldecken und niederfahrenden Wettern
starren. Ein Gaug den glatten Sandweg entlang in die Fölz bietet mannigfaltige Genüsse.
Im kristallklaren Fölzbach gleiten die Forellen, am Ufer wuchern die Legföhren, blühen
die Alpenrosen, duftet der Speik, iu den Nebenschluchten röhren die Hirsche, über den
bethauten Baumwipfeln leuchten die Wände des Fölzstein und der Mitteralpe. Der
interessanteste Punkt ist die Fölzklamm, wo durch eine Felsenge der Weg sich über den
mildbrausenden Bach brückt. Auch der Fölzgraben verliert sich in den Schluchten und
Runsen des Schwabgebirges. Die riesigen Steinklötze, die das Wasser zur Tiefe wälzt,
geben Zeuguiß, daß es da oben nicht immer glatt hergeht. Wenn draußen um Afleuz und
Turuau auf sonnigen Matten die Primeln blühen und die Finken schlagen, donnern im
Hochgebirge die Lawinen, Felsen brechend, Baum und Thier unter sich begrabend.
Das Thal führt nns nach dem Alpendörfchen Seewiesen, biegt dort links ein gegen
das grausig wilde Gewände der Dullwitz — das ist die eherue Brust des Hochschwab,
aus welcher das „Goldene Bründel" quillt, das höchstgeborue Wasser der Mürz.
Freundlicher sind die Gefilde, die wir von Kapfeuberg aus im Thale der Mürz uuu
durchwandern. Bald grüßt uns südlich von einem Vorberge des Rennfeldes herab die
Wallfahrtskirche Maria-Rehkogel. Vor Zeiten haben dort oben im Urwald Rehe ein
Muttergottesbild gefuudeu, ein Hirte kam dazu und sah es, wie die Thiere vor dem
Bildniß auf den Knien lagen. Aus Anlaß dieses durch die kindlich rührende Sage über-
lieferten Wunders ist die schöne Wallfahrtskirche entstanden, in welcher das von den
Rehen gefundene Bild alljährlich von zahlreichen Wallfahrern verehrt wird.
Das Thal dehnt sich nun zu seiner größten Breite aus, die Kirchthürme von Marein,
St . Lorenzen, Mürzhosen, Allerheiligen uud Kiudberg steheu iu Nahe und Ferne, und
wenn Du am Sonntagsmorgen ans dem Schirnitzbühel stehst, über den die Reichsstraße
zieht, und hinausschaust iu den weiten, von waldigen Bergen umgrenzten Garten nnd es
weht die Luft aus Osten, so magst Du das Klingen vieler Glocken hören, die den Schöpfer
preisen, daß er den Menschen hier eine so schöne Heimat gegeben hat.
Hinter dem Dorfe Allerheiligen dürfe» wir ein Seitenthal nicht übersehen, das
südlich abbiegt. Die Straße entlang demselben führt durch de» Ort Stauz, bergwärts über
den Teufelssteiu, in das Gebirgsdorf Fischbach uud weiterhin in das Gelände der Feistritz.
Dieser Gebirgsstock heißt die Fischbacheralpe, er zweigt nach mehreren Seiten meilen-
weit aus, indem sich seine Höhen hier an die Teichalpe, dort an den Stuhleckerzug schließen,
hat aber weder Felsen noch Almen, sondern ist mit Nadelholz bewaldet von seinen tiefsten
Gräben bis zu den Höhen. Die Waldungen sind unterbrochen durch Holzschläge; weißer
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Volume 7
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Steiermark
- Volume
- 7
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1890
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.09 x 22.51 cm
- Pages
- 432
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch