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gelegene vielfenstrige Schwarzenberg'sche Schloß Ober-Mnrau entgegen; zwei Stockwerke
hoch erhebt es sich in einem regelmäßigen Viereck in den einfachen aber stattlichen
Bauformen des XVII. Jahrhunderts; eine Stufe tiefer, aber noch immer die Stadt
überragend, steht die Pfarrkirche, in den schönen strengen Formen der frühgothischen Zeit
erbaut. Um den Hügel, der Schloß und Kirche trägt, drängt sich zwischen Berg und Fluß
die freundliche Stadt; der Flnß braust im engen Bette an Felsen und Gerölle sich brechend
durch, am rechten Ufer erhebt sich auf waldiger Höhe die im spätgothischen Stile erbaute
Leonhardskirche mit glänzendem Dache und Thürmchen, neben ihr decken die Trümmer der
alten Burg Grünfels den Boden, nur ein Thurm steht noch von diesem einst ansehnlichen
Schlosse, das in Verbindung mit Ober-Murau das Thal beherrschte und die Straße vom
Lungan nach Judenburg sperrte.
Nördlich von Mnrau öffnet sich das Nantenthal; etwa acht Kilometer zieht es als
langgestreckter Graben vom schäumenden Bache durchflössen hin; nur wenige Bauernhäuser,
einige Mühlen und Hammerwerke beleben es und auf den Vorhöhen liegen einzelne
Gehöfte; es ist ein echtes und rechtes Waldthal, wie man deren so viele, fast alle denselben
Charakter tragend, in Steiermark findet; endlich verbreitert es sich zu einer wiesenreichen
Thalweitung, an deren Nordrand auf einer mäßigen Stufe über der Fläche, die ringsum
von grünen Bergen umsäumt ist, die Ortschaft Rauten liegt. Eine schöne in spätgothischen
Formen erbaute Kirche überragt die Häuser des Dorfes; Fresken aus dem XVII. Jahr-
hundert, fymbolisirende Darstellungen aus der heiligen Schrift zieren die Außenseite des
Gotteshauses und im Innern, hinter dem Hochaltar, befinden sich fünf Römersteine, Reliefs,
nur einer mit Inschrift, — also auch in dieses abgelegene Alpenthal war das weltbeherr-
schende Volk vom Tiber eingedrungen; auf einer Anhöhe nächst der Ortschaft steht das
alte halbverfallene Schloß. — Ranten ist die Geburtsstätte des berühmten Geographen
des XVII. Jahrhunderts Martin Zeiler (1589 bis 1661).
Von Ranten führt ein Fahrweg zwischen den Abhängen des Gstoderwaldes und
den letzten Querketten der niederen Tauern über Seebach nach Tamsweg im Lnngau; die
Vorlage dieser Querketten ist eine lange, breite, wellenförmige Hochebene, auf der größten-
theils zerstreut die Gehöfte der Gemeinden Krakaudorf, Krakauschatten, Krakaueben und
Krakanhintermiihlen liegen. Fußsteige führen auf die domiuireuden Höhen der Tauern:
den Preberfpitz, die Alpkaarspitze, den Predigtstuhl und auf die Übergänge: die Feldscharte,
das Rantenthörl, das Rabenbauerthörl, die sich nordwärts ins Putzenthal zum schwarzen
See und in die kleine Sölk absenken, und auf die Schimpelfcharte, über die man in die
große Sölk gelangt. Beider Gewässer eilen der Enns zu.
Denselben Charakter, den das oberste Murthal trägt — schmale Thalsohle, zu beiden
Seiten mit dichtem, dunklem Nadelholz bestandene Berge — zeigt es bis Teuffeubach;
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Volume 7
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Steiermark
- Volume
- 7
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1890
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.09 x 22.51 cm
- Pages
- 432
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch