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waren. Die autonome Verwaltung der Länder Steiermark, Kärnten, Kram und Görz
lag in den Händen der Landtage und der von diesen gewählten Verordneten, an deren
Spitze der Landeshauptmann stand. Die Zusammengehörigkeit der drei Länder gab sich
in der Einrichtung der sogenannten Ausschußlandtage kund, welche von Vertretern ihrer
Landstände zur Berathung gemeinsamer Angelegenheiten, vor Allem von Kriegs- und
Religionssachen abgehalten wurden.
Die Befugnisse der Stände waren beim Jnslebentreten der innerösterreichischen
Negierung noch sehr bedeutend, die Verwaltungsgeschäfte wurden fast ausschließlich von
ihnen besorgt, jede Art von Besteuerung war an ihre Bewilligung gebunden, selbst die
Vertheidigung des Landes gehörte in ihren eigenen Wirkungskreis.
Als Erzherzog Karl im Frühjahr 1564, noch vor dem Tode seines Vaters, die
Huldigung der ihm zugefallenen Herzogthümer entgegennahm, sah er sich in jedem einzelnen
Landtage einer Mehrheit von protestantischen Landständen gegenüber, welche die
Anerkennung ihres Religionsbekenntnisses bei dieser Gelegenheit, wenn auch auf nicht
sehr auffällige Weise zu erreichen suchten. Seiner entschiedenen Ablehnung wußte« sie jedoch
kein wirksames Mittel entgegenzustellen, sie huldigten, behielten sich jedoch weitere Schritte
in Religionssachen vor. Der Erzherzog hingegen war schon bei seinem Regierungsantritt
entschlossen, für die Wiederherstellung der Glaubenseinheit im katholischen Sinne alle seine
Kräfte einzusetzen, und in der Überzeugung von der Nothwendigkeit dieser Bemühung wurde
er am kräftigsten von der Herzogin Maria von Baiern befestigt, die am 26. Angnst 1571
seine Gemalin wurde, nachdem die Absicht einer Verbindung Karls mit Elisabeth von
England oder Maria Stuart jedesmal bald »ach dem Beginne der Unterhandlungen
wieder aufgegeben worden war. Erzherzogin Maria, eine Frau von entschiedenem Wollen,
bei aller Güte und Nachsicht gegen Einzelne streng in ihren Forderungen an die
Gesammtheit, nicht ohne Anflug von Fanatismus, nahm auf die politische Richtung ihres
Gatten und später ihres Sohnes den allergrößten Einfluß; sie war die Hauptstütze der
katholischen Reaction in Jnnerösterreich. Mit ihr zugleich erschienen die Jesuiten in Steier-
mark und begannen in dem 1573 in Graz gegründeten Gymnasium, welchem sich bald ein
Eonvict als Erziehungsanstalt anschloß, den Wettkampf um die heranwachsende Jugend
mit der von den protestantischen Ständen (1571 bis 1573) errichteten „Stiftsschule", an
welcher namhafte deutsche Gelehrte, wie: David Chyträus aus Rostock, Hieronymus Osius
aus Leipzig und Jeremias Homberger aus Fritzlar in Hessen wirkten. Zwischen diesen und
den jesuitischen Lehrern und Predigern fehlte es nicht an literarischen Fehden, die im
Stile der Zeit meist sehr derb geführt wurden; auch die Kanzel wurde von beiden Seiten
zu Angriff und Vertheidigung mißbraucht. Der Erzherzog unternahm in der ersten Periode
seiner Regierung keine zu sehr aufregenden Schritte gegen den protestantischen Adel, weil
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Volume 7
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Steiermark
- Volume
- 7
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1890
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.09 x 22.51 cm
- Pages
- 432
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch