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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Steiermark, Volume 7
Page - 177 -
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Page - 177 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Steiermark, Volume 7

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1?7 Endlich sei hier, am Schlüsse der Schilderung der Sitten und Bräuche in Steier- mark noch des „Lneienbrodes" gedacht, kleiner dünner Laibchen ungesäuerten Brodes aus Maismehl, welches ältere Bewohner des Sulmthales, z. B. um Gleinstütten und anderen Orten, am St. Lucieutage (13. December) bereite» und genießen zur Erinnerung an diese Heilige, die als Beschützerin gegen wüthende Hnnde verehrt wird und sich nur vou solchem ungesäuerten „Knknrntzbrode" genährt haben soll. Ungleich zahlreicher als die Sitten und Bräuche sind die Mythen und Sagen der deutschen Bewohner Steiermarks, ein innerlicher, tiefliegender Schatz des Gemüthslebens des Volkes, welches in ihnen nicht nur mehr oder weniger dunkle Erinnerungen an die Götter seiner Vorfahren und eine naiv poetische Natnranschannng, sondern auch seine tiefsinnigen Meinungen lind Begriffe über Recht und Moral niedergelegt uud sich bewahrt hat. Wie in den Gebirgsländern überhaupt lebt auch in Steiermark die Sage von dem einstigen goldenen Zeitalter in den Alpen und deren Verwilderung, so z. B. von der „verschniebenen Alm" auf dem Dachstein, vom „Röhl" in den Johnsbacher Gebirgen, vom „Pleschberge" bei Admont und viele andere. An diese und ähnliche Sagen, welche alle das uralte, ewige Thema vom verlorenen Paradies nnd den Menschen, die es verscherzten, variiren, knüpfen sich zahlreiche andere von Gottesgerichten, z. B. von den „versteinerten Spielern" und der „Spinnerin am Gamsgebirge" bei Maria-Zell, vom „Hahnstein" bei Admont, von der „treulosen Schloßherrin" auf Strechau, deren Bildniß mit dem Todtenkopf anstatt des holden Angesichtes noch ans Röthelstein zu sehen, von dem „zerstörten Silberbergwerk" in Zeiring, darin 1.400 Knappen den Tod in den unter- irdische» Gewässern gesunden, und viele andere. Zahlreich siud die Sagen von den die Elementarereignisse personificirenden Dämonen. So knüpft sich an die Entstehung des Erzberges bei Eisenerz eine der theogonischen Mythe vom Gigantenkampfe der Hellenen ähnliche Niesensage; auf dem Schöckel verfolgte der Niese Vasold, welcher über die Winde gebot, die Hexen und vereitelte die böswilligen Absichten dieser Unholdinnen; auf dem Wildonerberge hausten „wilde Männer", dereu Andenken sich bis zur Stunde in dem Namen wie im Marktwappen Wildons erhalten hat; an dem Schlosse Neuberg und der Kirche Maria-Lebing im Bezirke Hartberg sollen zwei aus Asien eingewanderte Niesen gebant haben, die beide miteinander nur eiueu Hammer hatten und den sie sich gegenseitig von den eine Stunde entfernten Baustätten zuwarfen; auch die aus Ehamisso's poetischer Bearbeitung bekannte Sage von der Burg Niedeck im Elsaß kehrt in Steiermark wieder nnd knüpft sich an das „Riesenweib", welches im Innern der kleinen „Kögeln" bei Straden (Gemeinde Hof) hauste, uud au das „Niesenfräulein", das mit seinem Vater die Großhaiderhöhle im Bezirke Pöllan bewohnte. Steiermark. 12
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Steiermark, Volume 7
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Steiermark
Volume
7
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1890
Language
German
License
PD
Size
15.09 x 22.51 cm
Pages
432
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
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