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wurde, ziemlich verbreitet und mit einer gewissen Vorliebe hat man auf die hochgewachsenen
blonden Langköpfe als ans den germanischen Typus hingewiesen. Die statistischen Unter-
suchungen haben jedoch diesen Glauben sehr erschüttert. Es mag wohl eine Zeit gegeben
haben, in der die beiden Typen in festgefügten Massen neben einander existirt haben;
auch läßt sich nicht leugnen, daß diese Typen noch heute auftreten. Für die große
Mehrheit der Deutschen Steiermarks haben sie jedoch keine Geltung mehr. Hier beobachtet
man die angeführten körperlichen Attribute buut durcheinandergemischt, und uebeu dem
kleinen, blonden, lichtängigen Knrzkops schreitet der hochgewachsene, brünette Dolicho-
kephalus einher. Die Ursache der geschil-
derten körperlichen Verschiedenheiten unter
den modernen steirischen Deutschen ist
vorwiegend zurückzuführen auf Kreuzung
des einst mehr einheitlichen germanischen
mit fremden Elementen, wozu sich selbst
noch in Steiermark Gelegenheit darbot.
Denn einmal stießen die Germanen bei
ihrer Masseuausiedluug in Steiermark anf
Slaven, die sich bereits früher seßhaft
gemacht hatten, und dann kamen sie auch
«och mit den Resten von Kelten und
Romanen in Berührung, die vor der
slavischen Aufsaugung sich bewahrt hatte».
Die germanischen Einwanderer scheinen
aber schon als Mischvolk nnser Land
betreten zn haben, denn die Baiern (durch
dereu Colonisirung Steiermark hauptsächlich deutsch wurde) zählte», wie Besuude aus deu
älteste» Grabstätte» Baierns lehre», scho» lange vor ihrer Einwanderung nach Steiermark
Kurzköpfe unter sich. In Steiermark mögen allerdings die Kurzköpfe durch den Contact
mit Slaven an Zahl zugeuommeu haben, wie denn auch heute uoch aus dieser Quelle deu
Deutscheu brachykephale Elemente zufließen. Auch die Kelten können hierzn einen Beitrag
geliefert haben, da es nicht ausgeschlossen ist, daß auch diese schon Brachykephali enthielten.
Der vorher erwähnte gedrungene Gesichtstypus unter den steirischen Deutschen ist,
wie aus einer späteren Angabe hervorgehen wird, höchst wahrscheinlich von den Slaven
übertragen worden. Vieles spricht nun dafür, daß die fchmalköpfige Form (dolichokephale
und mesokephale) den reinen germanischen Typus repräsentirt. Sollten aber die in
germanischen Reiheugräberu so oft wiederkehrende» extrem schmalen Dolichokephalen
Steiermark. 16
Typus einer Deutschen aus Obersteiermark.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Volume 7
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Steiermark
- Volume
- 7
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1890
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.09 x 22.51 cm
- Pages
- 432
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch