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aus der Normandie und Bretagne, wo ihre erste» Ablagerungen etwa um 900 geschahen,
bis zu uns getragen.
Aus der Raschheit, mit der sich jetzt die Steiermark mit Burgen bedeckte, läßt sich
die allgemeine staatliche Nothwendigkeit dieser Anstalten ermesseu, und Unsicherheit mag
wohl auch viel dazu beigetragen haben. Allein wenige derselben sind noch in einer gewissen
Ursprünglichkeit vorführbar. Eine Reihe ist vom Boden wie weggewischt, eine andere liegt
fast nnkennbar in Trümmern, eine dritte ist so verbaut, daß sich der alte Kern nur schwer
auslösen läßt, und an der Stelle anderer thronen jetzt Kirchen. Unter den Markgrafen der
Dynastie von Steier erhob sich im Ennsthale die Burg Greischern, die Residenz des
Markgrafen, wenn er dieses sein salzburgisches Vogteigebiet bereiste; heute ist sie nur mehr
durch Schanzen auf dem Burgstallsteine über Pürg augedeutet. In jenen Tagen auch
scheint sich der Edelhof Lassing in die allbekannte Burg Strechau verwandelt zu haben.
Im oberen Murgebiete sahen jene Zeiten Saurau, an der Grenze der damaligen Steier-
mark und Salzburgs, die Frauenburg und Lichtenstein, das Pelsthal bewachte Offenburg
uud den Übergang aus dem Mnr- in das Lavantthal Eppenstein. An der mittleren Mur
standen Rabenstein und Peckau, im Feistritzthale Waldstein, Henneberg und Altenburg
uud weiter unten Gösting und Graz, welche aber mit ihren Slavennamen beide auf ältere,
wendische Anlage deuten. Wo die Raab und Weiz aus dem Hochthale von Passeil durch
ihre Klammen sich drängen, da fand sich ein richtiges Burgennest: da standen die jetzt
verschollene Altenburg, Gutenberg, Radmannsdors, Weiz und Trennstein, Ernfels, Rabeck
und Stubeck, und mitten in dem prächtig hügeligen Raabviertel ragten auf isolirtem Felseu
die ersten Anlagen der Riegersbnrg anf und an der österreichischen Grenze, ganz wie das
erwähnte Burgennest in einem Winkel gebant, Thalberg. Aber von diesen zwei entgegen-
gesetzten Punkten aus wurde unter Ottokar I. das Raabviertel für Steiermark erzwungen.
Das untere Land ist minder reich. Dahin langte der Markgraf erst später. Auch dominirten
daselbst theilweise andere Herren, wie die Erzbischöse von Salzburg (mit ihren Burgen von
Leibnitz, Laudsberg und Pettan), und die Gegend südlich der Drau gehörte damals noch
lange nicht zu Steiermark.
Ein auffälliges Merkmal bei einer Zahl dieser Burgen ist die gesuchte Kühnheit ihrer
Anlage. Nicht früher uud uicht später tritt dasselbe wieder auf, — das siud die rechte»
Repräsentanten ihrer beengten Zeit, welche jedem Einzelnen den Selbstschutz anheimstellte.
So ist Eppenstein auf vereinzeltem spitzen Kegel hingestellt und Lichtenstein über grausigem
Abfalle in Felsenschroffen gebettet. Dasselbe gilt von Rabenstein bei Frohnleiten. Jede
Entwicklung in die Breite, jede Bequemlichkeit im Innern ist da ausgeschlossen nnd am
meisten der landläufige Traum vom Prunkleben der Burgherren. So ist es auch mit
Alt-Weitenstein bei Gonowitz und mit Königsberg ob Rann. Aber das echte Merkmal einer
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Volume 7
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Steiermark
- Volume
- 7
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1890
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.09 x 22.51 cm
- Pages
- 432
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch