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Bedacht genommen, daß die Gleichstimmung nur durch einen gewissen maßgebenden
Einfluß erreicht werde» kvuute. Dieser lag iu de» Gräfe« vou Eilli, ihreu Lehensherreu,
die eben im XIV. Jahrhundert dem Gipfel ihrer Macht zustrebten. Gegenüber den starren
und engen, dann wieder kennbar stückweise ergänzten Burgeu des Oberlandes spricht aus
ihueu meist eiue Durchführung wie aus einem Gusse uud eiue wohlthuende Stattlichkeit,
ohne den Wehrzwecken das Mindeste zu benehmen. Nur eiue Burg im Oberlande ist ihnen
an die Seite zu stellen, das dem Geschlechte von Lichtenstein gehörige Stein bei Neumarkt.
Fast scheint es, als ob ein Baumeister aus der Cillier Gegend sie entworfen hätte: die
reine Gliederung ihrer Terrassenaulage, dieses durchgeführte Ziuuenwesen und die sonst im
Murthale gar uicht erscheinenden Rundthürme lassen eine Bauverwandtschaft vermnthen.
Dagegen mußten die Oberländer Burgen auf ihren schmalen Kuppen mit dem Raume
geize«, uud an dem noch heute ganz erhaltenen Kapfenstein bei Gleichenberg sieht man,
wie an den alten Bankern neue Anlagen sich anfügten und demnach auch der alte Zingel
vorgeschoben wurde. Zuweilen gab man die alte Burg auf, ohne sie indeß zu opferu, und
baute sich bequemere auf niederer Höhe, aber stets noch mit Berchsried nnd vollem Wehr-
charakter. So zu Sturmberg bei Weitz, zu Weitenstein nnd zu Rabeusteiu bei Frohuleiteu.
Gelegentlich kam es aber nicht zu Doppelburgen, wie die genannten, sondern der
alte Anlageboden wurde gestreckt, auf der nächstgelegenen Erdwelle und manchmal auch
auf einer zweiten oder auf der Abdachung wurden durch Gräben getrennte Vorwerke
geschaffen. Begreiflich setzte dieses Dehnen und Strecken auch noch im XVI. Jahrhundert
fort, allein schon im XIV. und XV. begannen diese überspannten Burgen in
Hohenwang uud Neuberg, im XV. bei Strechan, bei Arnfels, Schmierenberg, Montpreis
und wohl auch bei Gutenberg.
Bequemer konnte begreiflich eine solche Erweiterung bei Tiefburgen sich vollziehen.
Die Anlage datirt hier vorwaltend aus dem späteren Mittelalter und man darf in ihnen
wohl eine Überleitung zu den Schlössern erkennen. Denn wenn anch ihre vornehmsten
Repräsentanten noch immer den Berchfried behalten, so zeigen sie doch, daß man für
Bnrgenban nicht eben Bergeshöhe als ausschließliche Bedingung anzusehen begann. Der
ursprüngliche Umfangsgraben wurde erst später dauerndem Wasserzufluß ausgesetzt, und
in dieser Art erhöhte er den Wehrzweck. Solcher Tiefburgen besitzt Steiermark eine schöne
Zahl. Eine Perle in der Reihe ist Feistritz bei J lz , das in allen seinen Theilen den
Anwachs ans dem XIV. Jahrhundert bis zu deu Prachtaulageu des XVII. Jahrhunderts
noch heute gut erkennen läßt. Noch weit stattlicher, aber hente redncirt oder gänzlich
ausgebaut waren die Grenzfesten Bnrgan und Neudau; eine burgenmäßig hervorragende
Erscheinung gab das kleine Reuteuau bei Hartberg ab; Stadel, Trautmannsdorf,
Lankowitz und Feistritz bei Marburg wareu ursprünglich Mos-, dann Wasserburgen.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Volume 7
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Steiermark
- Volume
- 7
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1890
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.09 x 22.51 cm
- Pages
- 432
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch