Page - 282 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Steiermark, Volume 7
Image of the Page - 282 -
Text of the Page - 282 -
282
einige Ausnahmen. Es ist schwer auch nur einzelne Dichtwerke jener Zeit in deutscher
Sprache zu nennen oder Namen von Poeten anzuführen. Zumeist haben wir es, falls der
Vollständigkeit wegen doch Einiges angeführt werden soll, mit Gelegenheitsgedichten
patriotischen Charakters zu thun. Ein Dichter, Sigmund Banstingl (oder Bainstingl)
veröffentlichte uach dem Tode des Regenten Erzherzogs Karl im Jahre 1590 einen „Lob-
spruch zu Ehren und Gedächtniß weyland Earoli", im nächsten Jahre ein „Klaglied" über
desselben Fürsten „Abschied aus dieser Welt", eine umsasseude gereimte Beschreibung des
„Condncts" bei Karls großartigem Leichenbegängnisse und Ähnliches. Besonderen poetischen
Werth haben diese Dichtungen nicht, dagegen sind sie von culturhistorischer Bedeutung.
Bemerkenswerther sind Banstingls im Volkstone gehaltene umfangreichere Gedichte auf
die Bergwerke Eisenerz und Vordernberg, in den Jahren 1588 und 1589 bei „Johann
Schmidt in Grätz" gedruckt, deren zweites auch ein Lob der Steiermark in Versen enthält.
Diese Lieder schildern anziehend das Leben des Bergmannes und seine Thätigkeit; sie
scheinen sehr verbreitet gewesen zu sein, denn Abele von Lilienberg bringt einen durch
Zusätze veränderten Nachdruck des einen Gedichtes in seinem 1684 erschienenen Werke:
Uetainorpliosis telae ^uckieiariae unter dem Titel: „Der gemeine alte Eisenerztische
Bergreimen". Von Anderen, die sich in deutschen Reimen versuchten und zumeist Zöglinge
der Jesuitenuniversität waren, seien etwa die Namen Johann Baptist Kugelmann, Peter
Merkas, Albin Christof Graf von Pnrgstall und Jgnaz Spadon zu nennen.
Auch zu Anfang des XVIII. Jahrhunderts war die Poesie nur das Mittel zum
Zwecke von Gelegenheits- und Lobesgedichten, es sei allenfalls ein Poem erwähnt, das
„bey glorreicher Geburth Leopoldi Ertzherzogeu zu Österreich" 1716 im Landhause zu
Graz „abgesungen" wurde und dessen Verfasser nicht bekannt ist, oder Franz Friedrich
Hörners „Beflissener Ehrendienst in Bild und Ebenbild von zweiundvierzig Äbten des
Stiftes St. Lamberti" (St. Lambrecht) Graz 1725, eine Verherrlichung dieser Äbte in
zahlreichen Strophen. Als Probe von deutschen Alexandrinern, deren Verfasser Mitglieder
des Jesuitencolleginms waren, können die 1765 erschienenen „Gedichte" anläßlich der
Durchreise der Majestäten zur Vermählung des Erzherzogs Leopold mit der Prinzessin
Louise von Spanien nach Innsbruck gelten. Der Einfluß von Gottscheds Dichtweise ist in
denselben unverkennbar und die zahlreich angewendeten Allegorien, die gehäuften Epitheta,
die schwülstige Sprache, kurz alle Einzelheiten entsprechen den Forderungen des Verfassers
der kritischen Dichtkunst.
Mit besonderem Eifer wurde auf der Jesuitenuuiversität und in den Schulen, welche
unter geistlicher Aufsicht standen, jene Gattung von dramatischen Produkten gepflegt, die
anch anderwärts unter dem Namen der Schulkomödien bekannt sind, sie waren gewöhnlich
von einem Mitgliede der Anstalt zumeist in lateinischer, doch auch mitunter in deutscher
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Volume 7
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Steiermark
- Volume
- 7
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1890
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.09 x 22.51 cm
- Pages
- 432
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch