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und indem er den alten Chor wegriß, gewann er Raum, um die Kirche nach Osten um
zwei Joche zu verlängern, über deren letzterem er eine elliptische Knppel aufsetzte. Die
Nischen in den Kuppelpfeilern mit den kolossalen Heiligenfiguren, die Logen an den
Wänden, die Majestät des abschließenden Hauptgesimses wirken zu einem vollen Gesammt-
aecord zusammen, sie zeigen einen Meister, welcher Räume großartig zu gliedern versteht.
Die Schönheit dieser Halle wird leider durch die Monotonie der weißen Tünche paralysirt;
uur theilweise, nämlich in den 1856 Polychromaten zwei Seitenkapellen bekommt man
eine Vorstellung von der Wirkung, die Sciassia für das Ganze beabsichtigte. Sciassia starb
im Stift St. Lambrecht und liegt in der Kirche Maria-Zell begraben. Er ist einer der
bedeutendsten italienischen Künstler, welche auf Steiermarks Boden wirkten, ein Meister,
der mehr als ein halbes Jahrhundert nach der Einführung der Barocke durch Alefsaudro
de Verda in dem Alpeuthale von St. Lambrecht uochmals die Formen der reinen
Renaissance heraufbeschwor.
In der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts entstand in Graz, offenbar unter
der Führung italienischer Meister, deren Namen wir leider nicht kennen, eine Reihe von
Palästen steirischer Adelsfamilien in der jener Zeit eigenthümlichen Barocke, welche sich
im Gegensatz zu den Bauten der de Lalio'scheu Schule des XVl. Jahrhunderts besonders
durch die Anlage großartiger Stiegenhäuser auszeichnen. Im architektonischen Organismus
dieser Bauten eircnlirt ein Tropfen genuesischen Blutes; wie er hineingekommen, wissen
wir nicht. Wir nennen nur das Eggeuberg'sche Palais (Landesgericht), das ehemals
Dietrichstein'sche (Burggasse Nr. 9), das Stubenberg'sche (Neugasse Nr. 7), welche nebst
vielen anderen ein mehr oder minder prächtig entwickeltes Stiegenhaus, mit Stuechi und
Fresken geschmückt, aufweisen.
Auch die Stncchiruug der Fanden tritt in dieser Zeit in den Vordergrund, wie
denn beispielsweise das „Haus am Luegg" (Hauptplatz Nr. 11) in dieser Beziehung ein
Unicum genannt zu werden verdient. Hier verschwinden die Stockwerksgesimse vollständig
nnd der ganzen Fa^ade bemächtigt sich eine üppige, schwülstige Plastik: Blumen-
vasen, schwere Fruchtschnüre, Cartoucheu und Muscheln.
Die Kirchenbauten des XVII. Jahrhunderts in Graz und der übrigen Steier-
mark sind mit Ausnahme der schon genannten und der schönen Stiftskirche zu Borau
(1660 bis 1662) nicht bedeutend genug, um an dieser Stelle besonders hervorgehoben zu
werden. Unerwähnt dürfen wir aber nicht lassen, daß der als Sohn eines Bildhauers am
20. Juli 1656 in Graz geborene Bernhard Fischer von Erlach, um das Jahr 1688
von seiner Studienreise aus Italien zurückgekehrt, in seiner Vaterstadt sich die Sporen
als Architekt verdiente, indem er die Entwürfe zum Innenausbau des Mausoleums
Ferdinands II. verfertigte.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Volume 7
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Steiermark
- Volume
- 7
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1890
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.09 x 22.51 cm
- Pages
- 432
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch