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beanspruchte. Da waren es die Gewerkschaften, welche im Oberland dahin strebten, die
Natur bei der Erziehung der Waldbestände künstlich zu unterstützen. Unter den dort
thätigen Gewerken war es die Verwaltung des bürgerlichen Factoreivermögens in Leoben,
welche thätig ans Werk ging und durch gutes Beispiel veranlaßte, daß heute die in der
Bezirkshauptmannschaft Leoben stockenden Wälder ein großes Holzcapital aufweisen.
Ferner köuueu wir uicht unerwähnt lassen, daß die Ritter von Frieda» sche Forstverwaltung
den Leobueru im unteren Murthal treu zur Seite ging, und daß im oberen Murthal die
fürstlich Schwarzeuberg'sche Forstverwaltung in Murau die ihr unterstellten Wälder
rationell bewirthschaftete. Im Mürzthal war es die k. k. Gutsverwaltung in Neuberg und
Ritter von Wachtler, welche der künstlichen Waldverjüngung ihre Aufmerksamkeit zuwandten.
Im Unterland griffen zuerst die fürstlich Trauttmansdorff'sche Gutsverwaltung Negan
und jene von Rakowitz am Südabhang des Bachern zur „Culturhaue", um die Kaimbeete
für die künstliche Besaumuug des Waldes herzustellen. Das gute Beispiel wirkte in
Steiermark unter den nicht bäuerlichen Großgrundbesitzern sehr schnell, und nach Verlauf
von kaum mehr als einem Decenninm prangte schon mancher verhagerte Holzschlag wieder
im grünen Waldesschmuck. Nur im Eunsthal stellten sich diesem kulturellen Aufschwung
veraltete Verlaßwaldverhältnisse entgegen, deren Lösung erst im Jahre 1872 der k. k. priv.
Aktiengesellschaft der Jnnerberger Hauptgewerkschaft gelang. Der bessere» culturellen
Behandlung der Wälder ließ ein großer Theil der Waldbesitzer die Wirthschaftseinrichtung
der Forste aus wissenschaftlicher Basis folgen, und sind in Steiermark bis jetzt 274.309
Hektar Wald dieser Behandlung unterzogen worden.
Rücksichtlich der Verwendung des Holzes blieben die Verhältnisse vor und nach der
Erbauung der Südbahn nicht die nämlichen; denn der Handel mit Ban- und Nntzholz
entwickelte sich mehr uud mehr und schon damals vereinbarten in Untersteiermark Triestiner
Holzfirmen mit Großwaldbesitzern, nicht immer zum Nutzen der Volkswirthschaft, große
Waldabstocknngsverträge. Gleichzeitig kam auch die Flvßfahrt anf der Dran und Mur
im Dienste des Holzhandels nach Kroatien und Ungarn mehr und mehr iu Aufnahme.
Der Holzhandel nach Wien durch Vermittluug der Südbahu bewegte sich in den ersten
Jahren des Bestandes derselben in ziemlich engen Schranken; erst später wnrde er
etwas lebhafter, wie denn überhaupt in Steiermark der Holzhandel erst aufblühte, als die
Eisen- uud Glasindustrie in ihrem Betriebe empfindlich zurückgegangen waren und die
Errichtung neuer Eisenbahnlinien den Holzabsatz nach anderen Kronländern, sowie ins
Ausland ermöglicht hatte, endlich im Lande auf den Holzcoufum und die Holzbearbeitung
berechnete Industrien ins Leben getreten waren. Diese Industrien nehmen in neuerer Zeit
einen Umfang an, welcher hoffen läßt, daß die Waldbesitzer, selbst wenn der Verbrauch
fossiler Brennstoffe noch weitere Fortschritte bei dem Eisenhüttenbetriebe machen nnd die
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Volume 7
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Steiermark
- Volume
- 7
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1890
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.09 x 22.51 cm
- Pages
- 432
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch