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wurde bei Verminderung der Anzahl der Hochöfen durch deren Vergrößerung erzielt.
Steiermark besitzt heute Holzkohlenhochöfen, welche bis 60 Tonnen, nnd Coakshochöfen,
welche bis 100 Tonnen Tagesproduktion haben. Es stehen derzeit in Steiermark 24 Holz-
kohlen- und 3 Coakshochöfen, von welchen jedoch nur ein Theil betrieben wird. Eine
Neuanlage mit 2 Coakshochöfen wurde im Jahre 1889 zu Donawitz in Angriff genommen.
Der Zeitabschnitt von der allgemeinen Einführung der Roheisen-Erzeugung im
Jahre 1762 bis zu jener des Flammofenfrischprocefses (Puddliugsproceß) bildete die
Glanzperiode für die Hammergewerke. Die Erzeugung von Schiniedeisen und Stahl aus
Roheisen war nur mittelst des Herdfrischprocesses möglich, weßhalb die Hammergewerken
die einzigen Fabrikanten von Eisen und Stahl waren. Dadurch, daß die Erwerbung
einer Concession zum Betriebe eines Frischfeners an den Nachweis gebunden war, daß der
Bezug einer bestimmten Menge von Holzkohle (2.500 Cubikmeter) ans eigenen Waldungen
gedeckt sein mußte, war die Anzahl der Fener eine beschränkte, wodurch für die Besitzer
derselben ein Monopol geschaffen wurde. Sie konnteu die Preise dictireu, da sie häufig
genug den Anforderungen des Handels kaum zu entsprechen vermochten. Von solchen
concessionirten Feuern waren in der Glanzperiode der Hammerwerke 271 vorhanden.
Diese waren an den größeren Wasserläufeu Steiermarks überall dort, wo Wald zur
Verfügung stand, selbst in den entlegenste» Thälern zu findeu und Wohlhabenheit und
Wohlleben, welche sich uicht uur auf den allernächsten Umkreis, sondern auf das ganze
Thal erstreckten, in ihrem Geleite; auch Untersteiermark nahm daran theil, weil es seinen
Überschuß an Nahrungsmitteln und Wein dorthin absetzen konnte. Zwischen den Besitzern
und Arbeitern bestand ein patriarchalisches Verhältniß nnd die Arbeiter, welche bei einem
Hammerwerke aufwuchsen, kamen oft während ihres ganzen Lebens nicht aus dem Thale,
in dem sie geboren waren. Die Gewerken verpflegten ihre Arbeiter meist selbst, lebte» mit
ihnen und die älteren Arbeiter betrachteten sich als zur Familie gehörig, weil sie Frende
nnd Leid durch Jahrzehnte mit derselben theilten. In diesen Zeitabschnitt fällt auch die
Glanzperiode für die Erzeugung jener Herdfrischstahlsorten, welche weit über die Grenzen
der Monarchie unter dem Namen des steirischen, des Jnnerberger, des Tannenbaum, des
Paaler Stahles lohnenden Absatz fanden.
Die Einführung des Pnddlingsprocefses im Jahre 1835 durch Franz Mayr in
Donawitz (in Frantschach in Kärnten wurde derselbe schon im Jahre 1828 eingeführt)
veränderte die Verhältnisse wesentlich. Dieser Proceß ermöglichte die Verwendung von
mineralischen Brennstoffen bei den Frischprocessen und dadurch die Conceutration des
Betriebes an einzelnen wenigen Orten, an welchen mineralische Brennstoffe billig zu
habe« und größere Wasserkräfte vorhanden waren. An die Stelle des Kleinbetriebes trat
die fabriksmäßige Erzeugung des Eisens. Mit der Conceutration des Betriebes wurde das
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Volume 7
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Steiermark
- Volume
- 7
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1890
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.09 x 22.51 cm
- Pages
- 432
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch