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könnte sie sich, was Körnten im Alterthume angeht, ihrer Aufgabe in wenigen Worten
entledigen. Die Erwähnung seiner Metallschätze und des Handelsverkehrs seiner keltischen
Völker mit Aquileja, die Namen der in römischer Zeit blühenden größeren Orte bei
Strabo, Plinius uud Ptolemäus, das Verzeichniß einiger Straßenzüge mit der Angabe
ihrer Stationen und deren Entfernungen im sogenannten Jtinerarinm Antonini (aus dem
Anfang des IV. Jahrhunderts) und auf der Peutiuger'scheu Karte der Wiener Hof-
bibliothek, das wäre so gut wie Alles, was über jeue Gegenden aus der classischen Literatur
zu entnehmen ist. An sich dürre Notizen, welchen voller Werth erst durch die reiche»
Funde des Landes und die lebendige Anschanuug seiner Bodenverhältnisse gegeben wird.
Freilich wo sie gänzlich versagen, vermissen wir sie ungeachtet ihrer Dürftigkeit schwer
und stehen dann oft genug dem durch die Ausgrabungen zu Tage gebrachten Materiale
rathlos gegenüber.
So wissen wir nicht den Namen des Volkes, welches das Land vor den Kelten besaß,
obgleich die Funde dessen Dasein beweisen. Die zu Tscherberg im Jannthal, in Stockenboi
beim Weißenbach und anderwärts zum Vorschein gekommenen Gegenstände gehören jener
vorkeltischen Periode an, die man sich gewöhnt hat mit dem Namen der Hallstatter zu
bezeichnen. In dieselbe fällt auch das große Gräberfeld von Frög bei Rofegg an der
Dran. Was dieser ausgedehnten, bei weitem noch nicht genügend ausgebeuteten Nekropole
ihr besonderes lokales Gepräge gibt, sind die zahlreichen Ornamente und Figürchen aus
Blei — Pferde, Maulthiere, Vögel, Menschen primitivster Form —, die größtentheils
dazn dienten, mittels einer Harzlösung entweder an dem Bauche oder au der Mündung
irdener Graburnen angebracht zu werden. Nebstdem wurde eiu kleiner bleierner Wagen
mit vier vorgespannten Pferdepaaren gefunden, und ein gewisser Überschuß von Figürchen
scheint in Befolgung eines ähnlichen Gebrauches, wie er in griechischen Gräbern an
Statuetten aus Terracotta beobachtet wurde, gebrochen in die Gruben geworfen worden
zu sein. Da das Blei, aus dem diese Figürchen gegossen sind, nachweisbar kärntnischen
Ursprungs ist, so sind in ihnen auch zweifellos einheimische Erzeugnisse zu erkennen. Der
fortgesetzt aufmerksamen Beobachtung des Leiters der Ausgrabungen, Karl Freiherrn
von Hauser, wird es wohl gelingen, eine zeilliche Aufeinanderfolge der Gräber, das
allmälige Anwachsen dieses Todtenfeldes festzustellen, aber die wesentliche Gleichartigkeit
der Gegenstände, sowie der Bestattungsweise — es deckt gewöhnlich ein gemeinsamer
Hügel zwölf und mehr Gräber, in welchen die Urnen mit den Resten der verbrannten
Leichen beigesetzt sind — läßt schon jetzt erkennen, daß diese Nekropole einem einzigen
Volke angehört hat.
Ein davon verschiedenes Bild bietet eine andere nngemein ergiebige Fundstätte ans
der Guriua bei Dellach im oberen Gailthal. Hier in ungemein fester Lage auf isolirtem
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Volume 8
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kärnten und Krain
- Volume
- 8
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 23.03 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch