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ebenfalls nordwärts wandte. Andere aus Tirol und über den Loibl heranziehende Heer-
scharen des Feindes besetzten nun die Landeshauptstadt, die durch die fortdauernden
Lieferungen für die französische Armee sehr hart mitgenommen wurde. Der Vorfriede von
Leoben machte dieser Kriegsnoth zwar bald ein Ende, aber schon im Jahre 1800 konnten
die in dem wieder ausgebrochenen Kampfe siegreichen Franzosen kraft der Bestimmungen
des Waffenstillstandes von Steyr wieder einige Theile des Landes, das Lieser-, Möll-
uud Oberdrauthal, besetzen und darin bis ins folgende Jahr verbleiben. Als durch den
Frieden von Luueville Salzburg an den Großherzog von Toscaua fiel, kamen die in
Körnten gelegenen Herrschaften des Erzstiftes an Österreich und wurden 1806 in Staats-
güter verwandelt. Damit war der letzte Rest der mittelalterlichen Theilung Kärntens
beseitigt. Im Kriegsjahre 1805 setzten sich die Franzosen abermals in Klagenfurt fest und
wieder litt das Land unter ihren Erpressungen und Brandschatzungen. Diese Bedrängnis;
währte bis iu den Februar des folgenden Jahres, weil die Heeresabtheilungen der
Generale Mafsena, Ney und Marmont trotz des schon im December abgeschlossenen
Friedens von Preßburg nur langsam nach Italien abmarschirten. Die Verpflegung der
feindlichen Truppen, die erzwungenen Geschenke an deren habgierige Befehlshaber und
andere Zahlungen hatten dem Lande gegen 1'/, Millionen Gulden gekostet. Noch mehr
Unheil brachte den Kärntnern das Jahr 1809. Als Erzherzog Johann auf die Kunde von
Napoleons großen Erfolgen auf dem deutschen Kriegsschauplatze mit seinem Heere Italien
verließ und nach Kärnten zog, folgten ihm die Franzosen auf dem Fuße. Um sie
in ihrem raschen Vordringen zu hindern und den Rückzug der österreichischen Armee zu
sichern, sollten die Befestigungen bei Malborghet und auf dem Predil so lange als möglich
behauptet werden. Die braven Besatzungen beider Plätze erfüllten diese Aufgabe so weit
ihre Kräfte reichten. Trotz der geringen Zahl der Mannschaften vertheidigten sie diese
Stellungen mit einem Heldenmuthe, der ihueu unvergänglichen Nachruhm sichert. In
Malborghet commandirte der Jngenieur-Hauptmauuu Friedrich Hensel nur ungefähr
300 Mann, aber unverzagt wies er die wiederholte Aufforderung zur Ergebung, die der
französische Oberbefehlshaber Eugen Beauharuais an ihn richtete, zurück. Glücklich wurden
die Sturmangriffe der Franzosen am 15. nnd 16. Mai abgeschlagen, am dritten Tage
aber gewann der Feind, aller Tapferkeit der Besatzung ungeachtet, durch seine Überzahl
den Sieg. Es gelang jenen Abtheilungen, welche die das Fort überragenden Höhen erstiegen
hatten, in das Innere desselben einzudringen; Hensel ward tödtlich verwundet, die noch
übrige ermattete Besatzung überwältigt und gefangen genommen. Mit dem Verluste von
1.300 Mann hat sich der Feind den Besitz der Bollwerke von Malborghet erkaufen müssen.
Ähnliche Scenen spielten sich auf dem Predil ab. In dem Fort gebot der Hauptmann
Johann Hermann von Hermannsdorf. Die Zahl seiner Leute belief sich auf wenig
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Volume 8
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kärnten und Krain
- Volume
- 8
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 23.03 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch