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mehr als 200 Mann, aber auch er wies jede Aufforderung zur Capitulatiou kaltblütig
zurück. Am 16. Mai begannen die Franzosen das Blockhaus zu stürmen, das wirksame
Feuer der Vertheidiger jagte sie jedoch bald von dannen. So auch am folgenden Tage.
Und selbst als Hermann am 18. Mai die Kunde vom Falle Malborghets erhielt, wurde
er nicht wankend in seinen Entschlüssen, denn er kannte den Werth jeder gewonnenen
Stunde für das auf dem Rückzüge begriffene Heer seines Kaisers. Nochmals entbrannte
der Kampf, den die über 6.000 Mann zählenden Franzosen in höchster Erbitterung wieder
aufgenommen hatten. Eine Schar derselben erklimmt nun die nächsten Höhen, schleudert
von dort brennende Pechkränze in das hölzerne Fort und steckt es so in Flammen. Wie
sich das Feuer der Pulverkammer nähert, stürzt Hermann mit seinen Leuten hervor und
versucht es, sich durch den dichten Haufen der Feinde durchzuschlagen. Aber bald sinkt er,
aus vielen Wunden blutend, zu Boden und mit ihm fällt der Rest seiner Heldenschar.
Das Denkmal bei Malborghet und jenes auf dem Predil, beide auf Befehl Kaiser-
Ferdinands I. in gleicher Weise ausgeführt, sollen die Erinnerung an die ruhmvollen
Kämpfe österreichischer Truppen in den „Thermopylen Kärntens" bei der Nachwelt wach
erhalten. Indeß hatte Erzherzog Johann Steiermark erreicht. Die Franzosen zogen nach
dem Fall der beiden Forts über Klagenfurt und Friesach der Hauptarmee Napoleons zu.
Nur kleinere Abtheilungen des Feindes blieben im Lande zurück, die sich unter Ruska in der
Hauptstadt sammelten, als der österreichische General Chasteler aus Tirol längs der Dran
vorrückte. Vor den Thoren der Stadt uud auf dem nahen Kreuzberge entspann sich am
6. Juni ein hitziges Gefecht, nach welchem die Österreicher, vom Feinde weiter nnbelästigt,
ihren Marsch nach Untersteier fortsetzten. Ruska geberdete sich nun in Klagenfurt als
unumschränkter Herr, schwer seufzte die Bevölkerung unter den unaufhörlichen, sich stets
steigernden Geld- und Proviantforderungen der Franzosen.
Der schwere Druck der feindlichen Oecupatiou weckte in dem Volke eine tiefgehende
Gährung. Man schritt daran, den Landsturm aufzubieten, wofür namentlich Johann Türk
sehr thätig war, der am kaiserlichen Hoflager in Totis einen Plan zum Überfall von
Klagenfurt verabredet hatte, Andreas Hofers Aufruf zur Erhebung im Lande verbreitete,
Pulver und Blei sammelte und insgeheim den Tirolern und Oberkärntnern zuführte.
Schon war es im Oberlande zu Zusammenstößen mit den französischen Besatzungen
gekommen, als die Kunde vom Abschlüsse des Schönbrnnner Friedens anlangte. Zu den
Gebieten, die Österreich durch denselben verlor, zählte auch Oberkäruteu, es kam uuu
als ein Theil der illyrischen Provinzen unter französische Botmäßigkeit, während Unter-
konten einen Kreis des Grazer Gnberninms bildete.
Nach vier Jahren verhaßter Fremdherrschaft schlug für das Kärntner Oberland
endlich die Erlösnugsstuude, als Österreich an der Seite Preußens uud Rußlands in den
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Volume 8
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kärnten und Krain
- Volume
- 8
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 23.03 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch