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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Volume 8
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106 In der windischen Gegend zwischen Klagenfurt und Völkermarkt, nainentlich um Tainach, zieheu nach der Auferstehung die Bauernbursche mit brennenden Fackeln unter Pöllerschießen von Dorf zu Dorf und bringen durch vielfältige Schwenkungen recht hübsche Lichteffecte hervor. Da die bezeichnete Ebene mehr als hundert Ortschaften zählt und jeder Ort einen Fackelzug entsendet, kann man sich von der Wirkung des Schauspiels kaum einen rechten Begriff machen. Bei der am Char- oder Ostersamstag Nachmittags stattfindenden Weihe der Oster- speisen bringen in Alpengegeuden die Dirnen oft Riesenbntterkugelu, hübsch geziert, mit einem Osterlämmchen obenauf, zur Weihe. Von dem „G'weichten" müssen die Parteien dem Meßuer eine Wurst und dem Ministrantenbnben zwei roth gefärbte Eier überlassen. Im Gailthal spielt sich bei der Fleischweihe eine muntere Scene ab. Kaum ist der Segen gesprochen, so fallen die Weiber und „Gitschen" über die mit weißen Linnen bedeckten Körbe her und eilen damit nach Hause; jede will die erste sein, „die zuerst kommt", heißt es, „ist auch bei der Arbeit die erste". Zu Ostern bringen die Mädchen im oberen Rosenthal ihrem Liebsten einen Reindling und zwei rothe Eier, im unteren Thal geben sie am Ostermontag dem Liebsten ein Scherzt vom Reindling als ein Zeichen der Zuneigung; derjenige Bursche, der am meisten Scherzln zusammenbringt, gilt als der Dorfadonis. Am Ostermontag finden an manchen Orten des Glauthals Darstellungen des Passionsspieles statt. Der Slovene begeht das Osterfest mit besonderer Festlichkeit. Die Bräuche in der Charwoche sind jenen der Deutschen gleich. Das Ostergebäck nennt sich Kolac und besteht aus Weizenmehl mit Zimmt und Zucker. Der zweite Freitag nach Osteru wird in Kärnten „Dreinaglfreitag" genannt. Er sollte eigentlich „Biernaglfreitag" heißen, da er seinen Namen von der Auffindung des vierten Nagels des Kreuzes Christi durch Karl IV. erhalten hat. An diesem Tage findet an manchen Orten eine förmliche Völkerwanderung von Wallfahrern statt. Im Jannthal sind die Kirchen zum heiligen Grabe ob Einersdorf, am Diex bei Völkermarkt, am Lisnaberge nächst Rüden, im Mißlingthal jene am Ursulaberge der Zielpunkt zahlreicher Kirchfahrten. Eine Hauptspecialität aller Wallfahrer dieses Tages sind jedoch die Vierberger, deren schon Megiser in seiner Chronik Kärntens vom Jahre 1612 gedenkt. Da versammeln sich die Wallfahrer aus der Gegend um Klagenfurt, St. Veit und dem Krapfelde um Mitternacht vom Donnerstag auf den Dreinaglfreitag in der Kirche am Magdaleueuberg, wo ein Hochamt abgehalten wird. Kaum ist dasselbe zu Ende, so eilen unter Kienbuchtelbeleuchtung, die Hüte mit Berglaub bekränzt, die Wall- fahrer den Berg hinab über Wiesen und Felder, um bis zum Grußläuten Morgens in Pörtschach am Ulrichsberg zur zweiten Messe einzutreffen. Nach derselben geht der Pilgerzug
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Kärnten und Krain, Volume 8
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Kärnten und Krain
Volume
8
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1891
Language
German
License
PD
Size
16.41 x 23.03 cm
Pages
532
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
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