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großen Theile im Lande ihrer Fundorte angefertigt worden sind, zumal die Auffindung
von unfertigen Gegenständen, rohen Bronzestücken und Schmelztiegeln die Übung der
Bronzetechnik wenigstens im alten Virnuum außer Zweifel setzen. Gewiß entstammen
auch die vielen den Ruinenstätten des Magdalenaberges und Zollfeldes entnommenen
Thongeräthe inländischen Werkstätten, um so mehr, als im Lande selbst sowohl für
graues als rothes Thongeschirr der vortrefflichste Rohstoff sich vorfand. Auch hier zeigt
die Eleganz der Form, der oft vorzügliche Bilderschmuck und die äußerst sorgfältige
Behandlung den Fortschritt des Töpfers zum Kunsthandwerker, sowie der malerische
Schmuck der Wände in den zierlichsten pompejanischen Motiven und das eine oder
andere Hausgeräth ebensosehr Zeugniß davon geben, daß auch andere Gewerbe in ihrer
Entwicklung nicht zurückgeblieben waren.
So tiefe Wurzeln aber auch die Gewerbe und Künste des Friedens während der
Römerherrschaft geschlagen, so verschwindet ihre Übung doch gänzlich aus unserem
Heimatlande, als die Stürme der Völkerwanderung über dasselbe hinbrausten. Nach
Jahrhunderten der Barbarei brachten unseren Gauen erst das Christenthum und mit ihm
baierische und fränkische Herrschaft vom Ansgang des VIII. Jahrhunderts au allmälig
neue Gesittung und damit auch das Wiedererwachen kunstgewerblichen Schaffens. Übten
die Bewohner der ältesten Culturstätten Kärntens, wie der Stifte Ossiach, Aruoldsteiu,
Millstatt, St. Paul, Viktriug, Griffen als gelehrige Schüler ihrer aus Baiern, Schwaben,
Lothringen und Franken gekommenen Lehrmeister ihre künstlerische Thätigkeit vorzugsweise
im Dienst der Kirche, so fand der Handwerker der frühzeitig aufblühenden geschlossenen
Orte auch in den mit der fortschreitenden Cultur gesteigerten Bedürfnissen der geistlichen
und weltlichen Großen des Landes und in dem mit der zunehmenden Wohlhabenheit sich
mehrenden Siune der Bürgerschaft für gefälligen Schmuck des Lebeus reiche Anregung
zu künstlerischem Schaffen. Doch mag es immer nur wenig gewesen sein, was in der Zeit
der wechselnden Herzogsgeschlechter, in der romanischen Kunstperiode, an wahrer Kunst-
arbeit geleistet wurde, denn schmucklos war noch die Wohnung und einfach der Hausrath
der Vornehmen. Es ist daher auch gar nicht zu verwundern, daß von kunstindustriellen
Gegenständen mit dem Gepräge dieser Zeit nur wenige und zwar ausschließlich kirchliche auf
uus gekommen sind. Mehrere Bronzegegeustände, ein kleines Ranchfaß aus der Pfarre
St. Daniel im Jauuthal uud zwei Altarleuchter, wahrscheinlich ursprünglich aus der
Kirche iu Maria-Saal stammend, sind vorzügliche Erzeugnisse des Metallgusses jener Zeit
und erscheinen besonders die letzteren als sehr werthvolle Denkmale mittelalterlicher Kunst-
industrie. Vou Eiseuarbeiteu haben romanisches Gepräge das Beschläge am Eingangsthor
des gelegentlich der Straßenerweiterung 1845 entfernten romanischen Karners in Friesach
und der Saeristeithüre indem unweit davon gelegenen Grafendorf. Zwar nicht mehr dieser
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Volume 8
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kärnten und Krain
- Volume
- 8
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 23.03 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch