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Einbildungskraft sich bemächtigt, möchte ein Gang längs der rauschenden Wasser in der
schattigen Durchlüftung des Wocheiner Tha l s vollends zu eiuem Stelldichein mit
Kühleborn führen. Nichts ist herrlicher als dieser stundenlange Gang hoch über den
schäumenden Schuelleu der eilenden Savica durch ivaldgrüue Engen, in welche ab und
zu ein gerötheter Felsgipfel hereinschaut. Würde man den Thalweg verlassen nnd die
östliche Hochfläche ansteigen, so gäbe es eiu stundenlanges Wandern dnrch den herrlichen
J lovca-Wald , der dort endet, wo die Eisenhämmer von Kropp pochen. Der Thalweg
der Wochein aber führt vorerst nach Feistritz (Bistrica), einem der Ausgangspunkte
für Triglav-Besteigungen. Hier öffnet sich nach Südwest das Feistritzthal, dnrchslossen
von der eilenden Bistrica, deren Wasserstürze die Eisenhämmer in Bewegung setzen.
Der Rest des Weges zieht in die Einsamkeit des Wocheiner Sees (0 834 Quadrat-
kilometer Areal, 526 Meter Seehöhe, 69 Meter größte Tiefe). Bei S t . Johann am
See mit seinem weithin sichtbaren Kirchthurm und dem neuen schmücken Touristenhanse
glänzt der grünblaue Wasserspiegel zum erstenmale auf, beim Heiligen Geist-Kirchlein
sind wir mitten in der von Wassergeistern belebten Romantik. Das Beste aber kommt
nach, wenn das Westende des Sees erreicht ist und längs der schäumenden Easeaden der
Savica der Aufstieg zum Wassersturz erfolgt, meist im Waldesschatten, zuletzt über Holz-
treppen bis zur hoheu Aussichtsstelle.
Schou vou weitem kündet sich die Gebnrtsstätte der Savica an. Dnmpser Donner
verhallt durch die Klüftuug. Die Gcgeud liegt in völliger Vereinsamung. Die glas-
grünen Wellen brechen sich in schäumenden Easeaden Bahn, von Bnchenkroueu oder
breiten Fichtenästen beschattet. Durch die Dämmerung des feuchten Grundes, wo Farrn
und Schwarzbeeren wuchern und die wilde Rose den Undinen znm Schmuck dieut, huscht
der Eisvogel oder ruft der buntgefiederte Specht. Anf der Höhe des Weges aber verweht
fenchter Dnnst nnd in der letzten Lichtung blitzt der gewaltige Sturz auf, mit welchem —
aus 60 Meter hohem Felsloche — die Savica in den mit Felstrümmern besäeten Kessel
hinabdonnert. Auf der Aussichtshöhe gegenüber dem Savieafall erinnert eine Gedenk-
tafel an den Besuch des erlauchteu Alpenfreuudes Erzherzogs Johann im Jahre 1807.
An der Nordseite der Savica-Ouelle (837Meter) ragt die Komarea-Wand empor.
Wer sie übersteigt, gelangt auf steilem Felspfade — neben der Drahtseil-Holzförderbahn
der kraiuifchen Industrie-Gesellschaft — in das Gebiet der sieben Tr ig lav-Seen. Sie
liegen, wie bereits erwähnt, in den öden Karen des Hribaree-Plateans und auf dessen
südlich vorliegenden Terrassen. Damit schließt der Ring, den wir rings nm deu Triglav-
Stock gezogen haben. Unterhalb Beides, eine halbe Stuude westlich von Radmauusdorf,
vereinige» sich die beiden Qnellänfe der Save — die Wurzeuer Save und die Wocheiuer
Save — und der Hanptslnß eilt nnn in gewundenem Laufe durch das östliche Vorland
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Volume 8
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kärnten und Krain
- Volume
- 8
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 23.03 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch