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des anderen einbricht, ist an den Besitzer des festeren verfallen. Beim Eierhacken legt
Einer ein Ei hin, der Andere sucht es mit einem Kreuzer so zu treffen, daß die Münze
darin stecken bleibt: gelingt ihm dies, so hat er das Ei gewonnen, fehlt er aber, so hat er
den Kreuzer verloren. Dabei kommt wohl mancher Schwindel vor; entweder wird eine
roth gefärbte Eierschale mit Pech ausgefüllt oder der Raud des Kreuzers zugeschärft.
Verachtung uud böser Leumund straft Denjenigen, der darüber ertappt wird. Wie hoch
der Krämer die Ostern hält, davon zeugt auch der Umstand, daß in den ärmsten Gegenden,
wo sonst nie Fleisch auf den Tisch kommt, dafür gesorgt wird, daß am Ostersonntag Fleisch
da ist, und wären es auch nur ein Paar geselchte Rippen. Sagt doch ein slovenisches
Sprichwort: „Am Ostersonntag beißt ein Vogel den anderen, nur um Fleisch zu essen."
Allem zu diesem Feste Geweihten werden besondere Kräfte zugeschrieben. Ein
Zweiglein von den am Palmsonntag geweihten Bündeln, bei nahendem Gewitter auf dem
Herde verbrannt, schützt das Haus vor Blitzschlag. Ebenso, meint man, schützt ein am Ehar-
samstag geweihter brennender Span, noch glimmend an den heimatlichen Herd gebracht,
das Haus vor Feuersbrunst. Die Schalen der Ostereier aber, an die Fensterbrüstungen
gestreut, hält man für das beste Schutzmittel gegen Ameisen und anderes Ungeziefer.
Auch das Frohnleichuamssest wird hochgehalten, von allen Processionen im
Jahre ist die an diesem Tage abgehaltene immer die besuchteste, Alt und Jung betheiligt
sich daran. Die schönsten Kleider, die man besitzt, werden dazu angelegt; wo es an solchen
fehlt, muß blütenweiße Wäsche aushelfen. Daher kommt es, daß manche Bäuerin dabei
in weißen Hemdärmeln erscheint, ist auch die Luft noch so rauh, oder daß mancher Bauer
den Mantel umnimmt, und schiene die Sonne auch noch so heiß.
Unter den Umzügen, die sonst im Lande üblich sind, nimmt wohl den nächsten Rang
derjenige ein, welcher am Feste des heiligen Achatius (22. Juni) in Jdria veranstaltet
wird, als an dem Tage, an welchem im Jahre 1508 (?) das eigentliche Quecksilberlager
aufgefunden worden sein soll. Schon am Tage vor diesem Fest schmückt sich die ganze
Bergstadt mit Blumengewinden und Maibäumen, auch werden an vier in der Geschichte
des Bergwerks besonders denkwürdigen Stellen Altäre errichtet. Am Abend wird im
k. k. Werkstheater gespielt und gesungen. Am Festtage selbst beginnt um ueuu Uhr früh der
feierliche Umzug, wobei die Beamten in der Uniform, die Bergknappen in der Montnr,
Geistlichkeit und Volk in Festkleidern erscheinen. Der Zug, den Veteranen als Ehrenwache
begleiten, bewegt sich von der Barbara- und Achatinskirche durch die Bergstadt an den
vier Altären vorbei, an deren jedem ein Evangelium gelesen und mit dem hochwürdigsten
Gute, vor dem weißgekleidete Mädchen Blumen streuen, der Segen ertheilt wird. Ein
Hochamt schließt die Feier am Vormittag; Nachmittags ist noch in der Kirche feierliche
Vesper und dann ein Volksfest auf der Moutauguts-Wiese Zemlja, wo nicht nur für
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Volume 8
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kärnten und Krain
- Volume
- 8
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 23.03 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch