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der Ballschlag (övAv biti); das Schlagen von an beiden Enden zugespitzten Hölzchen
(klinökati); das Spielen mit Schnsserkügelchen („lrnikole- iKrati); das Farbenspiel,
wobei es auf das Errathen der Farbe ankommt, die Jemand gewählt hat, und dergleichen.
— Und wenn der Winter kommt, dann ist es zunächst das Nikolaifest, das die Kinder
interessirt; sie zittern zwar vor den Barteln (parkehni), die in umgewendeten Pelzen,
mit schwarzen Larven vor dem Gesicht und gewaltigen Rindshörnern auf den Köpfen
daherbrüllen und mit den ihre Hände umschließenden Ketten rasseln; voll Angst gebeu sie
auf die Fragen des würdigen Nikolo (MKIavS) verworrene Antworten; allein wenn der
Rummel vorüber, dann freuen sie sich auf die Bescherung, die ihnen während des Schlafes
werden soll und für die sie nicht nur Teller und Schüsseln, sondern auch Mützen und
Stiefeln aufstellen. — Kommt dann das Fest der unschuldigen Kinder (28. December), so
ziehen sie mit zusammengeflochtenen Weidengerten von Haus zu Haus, Alle schlagend, von
denen sie ein Geschenk erwarten, und ihnen „frisch und gesund!" wünschend (tepeskAti). —
Im Fasching aber wird ein Schneemann (pust) errichtet, mit einer scheinbaren Tabaks-
pfeife im Mund und einem Stock in der Hand; je gelungener die menschliche Figur nach-
geahmt ist, desto größer die Freude.
Doch wie der Junge heranwächst, wird er immer mehr zur Arbeit heraugezogeu.
Läßt ihm auch der Vater sonst ziemlich seinen Willen — er sagt ja: „Der Sohn mein,
der Kops sein" — so wird ihm doch keine Anstrengung erlassen, wo es sich um die
Bestellung des Feldes, um die Wartung des Viehes oder um sonstigen Erwerb handelt,
und namentlich im letzteren ist der Krainer ebenso erfinderisch wie ausdauernd. Es ist hier
nicht der Ort, von der Gewerbthätigkeit des Volkes zu sprechen, doch möge die Bemerkung
gestattet sein, daß manche Erzeugnisse des krainischen Gewerbefleißes, wie die Haarsiebe
von Strazise, die Holzwaaren von Reisnitz, weithin versendet werden. Unter ihren
Stammesgenossen Hausiren die Erzeuger selbst mit ihrer Waare, und es gewährt oft einen
höchst seltsamen Anblick, wenn man etwa einen Reifnitzer, mit seinem trockenen Kram
(süka roda) auf dem Rücken, daherkommen sieht. Die verschiedenen Schäffer, Reitern
und andere Holzgegenstände sind so in einander geschoben und anfgethürmt und überragen
ihren Träger so sehr, daß dieser aus einiger Entfernung wie ein wandelndes Riesen-
teleskop aussieht. Niemals jedoch zeigt sich die Ausdauer des Krämers in so hervorragen-
der Weise als beim Bill ich fang, denn er muß auf dieser Jagd die Nacht zu Hilfe nehmen,
und zwar gerade im Herbst, also zu einer Jahreszeit, wo schon der Tag seine Kräfte zur
Genüge in Anspruch uimmt. Wenn es nämlich ein buchelreiches Jahr gibt, was freilich
im besten Falle nur etwa alle fünf Jahre eintrifft, da die Bnche nicht jedes Jahr Frucht
trägt, daun treten in den Inner- und Unterkrainer Wäldern die Billiche (Mioxus Klis,
der Siebenschläfer) in solcher Menge auf, wie kaum noch in irgend einer anderen Gegend
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Volume 8
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kärnten und Krain
- Volume
- 8
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 23.03 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch