Page - 398 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Volume 8

398 das große Messer, um jedem Eintretenden sofort angeboten werden zn können. Im Winkel hinter dem Tische hängt das Crucifix, daneben sind in primitiver Farbenkraft die dauer- haften Heiligenbilder auf Glas schief zur Wand gehäugt. Hinter einer Tafel steckt der kleine Banernkalender, damit er als das für deu Laudmauu inhaltreichste Büchlein jederzeit und für Jedermann zugänglich sei, der sich über Feiertage, Namensfeste nnd über das zu erwartende Wetter Rath holen will. Hinter dem Tische sind an beiden Wänden breite, festgemachte Sitzbänke uud greifen an die anstoßenden Wände theilweise aus. Im Winkel dem Tische quer gegenüber steht der große grüne Ofen, in welchem das ganze Jahr gekocht und Brod gebacken wird, nur im Sommer und für Backwerk heizt die Hausfrau auf dem Vorherde eiu. Zwischen Waud uud Ofeu ist in seinem oberen Theile jederseits ein Raum frei, im Wiuter der beliebte Aufenthalt der Kinder und anderer Wärme- bedürftiger. Anch um die beiden der Stube zugekehrte« Seiteu des Ofens ist eine feste schmälere Sitzbank geführt, auf das Holzgeläuder um denselben werdeu Kleider zum Trocknen gehängt. In dem Hohlraume der Uutermaueruug des Ofens findet man Hacken, Ketten nnd in einem Kistchen die nöthigsten Werkzeuge gesammelt. Bei der Thür neben dem Ofeu hängt die Schwarzwälderuhr, au der andere» Seite der Thür das Weihwasser- becken und der geschnitzte Korb für die hölzernen Eßlöffel. Ein starker Uuterzug mit abgesasteu Kauten stützt in der Mitte die über ihm der Länge nach zusammeustoßeudeu Glieder der Decke, schmale Dielen sehr schönen Fichtenholzes, rein gehobelt, mit bis an die Dielenköpfe abgeschrägten Kanten; die gleichbreiten Zwischenräume der unteren Dieleulage werden durch eine zweite obere geschlossen. Unter der Decke sind ein paar lange Bretter festgehängt, auf welche« im Winter die Milch in grünen Schüsseln znm Säuern aufgestellt wird, auch die Hausbibliothek, die Jahresbücher des Hermagoravereius, frommen und belehrenden Inhalts, finden daselbst ihren Platz. Diese Stube vou mäßiger Ausdehnung, niedrig jedoch hell, da die Fenster, wenn auch unter dem Mittelmaß, gut gestellt sind und weite Nischen haben, ist der Wohn- und Gesellschaftsraum der Haus- genosse«, hier werden die Gäste empfangen und bewirthet; an Sonn- und Feiertagen, an denen Besuche zu erwarte» sind, wird der Tisch mit einem Linnen überhängt. Aus dem Vorhause rechts führt die Thür zum Speicher; das Ehebett, große, bunt- bemalte Kleidertruhen, Speck- uud Schmalzkübel, Rauchfleisch uud Selchwürste füllen den Raum aus. Im Keller unter dem Vorhause wird das sogenannte Rohzeug, Rübeu, Erdäpfel, aufbewahrt und steht der große Sauerkrautbottich. Im ersten Stock, zu dem mau aus dem Vorhanse aufsteigt, wiederholt sich die ebenerdige Eintheilnng; über der Stube sind die Schlafstellen der Haustöchter uud Mägde uud deren Kleidertruhen, über dem Speicher die großen Getreidekasten. Der mit Brettern verplankte Giebel hat ans die Straße einen offenen Gang, auf dessen Brüstung Tegel mit buschigen Rosmarin- und