Page - 425 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Volume 8

425 Gestorben ist die Hauswirthin. Jenes hat geheiratet den jungen Wirth. Es hat gethan, was gütlich ist, Was gütlich und was menschlich ist. Den Waislein gab sie das weiße Brot, Den eig nen Kindern das schwarze Brot. Den Waisen gab sie den rothen Wein. Den eig'nen gab sie das kühle Wasser. Den Wais le in hat sie gebettet das Federbett, Den eig'nen Kindern von Stroh ein Bett. Da spricht zu ihr ihr schöner Hauswirth: „Meine Hauswirthin, du Geliebte mein. Warum gibst du nicht allen gleich?" „Nur so, mein junger, mein lieber Hauswirth: Deine erste Frau hat mir gesagt: Ich soll thun, was gütlich ist, Was gütlich und was menschlich ist!" Als ein Zeugniß für den Zusammenhang des epischen Volksgesanges in Gottschee mit altdeutschen, romanischen und slavischen Liedern kann die Ballade „Hanschal jung" angeführt werden, deren Inhalt wir nur erzählen wollen. Der junge Hans hat auf einem Jahrmarkt eiu schönes Dirnlein gesehen, nach der ihm das Herz unaussprechlich weh thut. Er klagt seiner Mutter sein Leid. Sie beruhigt ihn: Laß sein, mein lieber Sohn, wir wollen eine Mühle bau'n. Wenn alle Leute werden mahlen kommen, wird das schöne Dirnlein auch kommen. Alle Leute sind mahlen gekommen, schönes Dirnlein ist gleich- wohl nicht gekommen. — Laß sein, mein lieber Sohn, wir wollen bau'n ein Kirchlein weiß. Wenn alle Leute werden zur Messe kommen, wird das schöne Dirnlein auch kommen. Alle Leute sind zur Messe gekommen, schönes Dirnlein ist gleichwohl nicht gekommen. — Laß sein, mein lieber Sohn, wir werden Herrichten eine schneeweiße Leiche. Wenn alle Leute werden (mit Weihwasser die Leiche) besprengen kommen, wird das schöne Dirnlein auch kommen. — Und sie kam denn wirklich. Natürlich ist Hansal der Scheintodte. „Was ist das für eine wunderbare Leiche? Sie hält die Füße wie auf dem Sprung? Die Äuglein sind im Begriffe sich zu öffnen (die Aglein hobent schich anwen Sproß), die Hände sind im Begriff zu haschen?" Kaum hatte sie das Wort gesprochen, so springt die Leiche auf und umarmt das Dirnlein. Die aber sinkt entseelt dahin und er stirbt ihr nach, was mit den Worten gegeben wird: „Bist du gestorben wegen meiner, so sterb' ich wegen deiner!" Sie begraben an jeder Seite der Kirche Eines. Aus dem einen Grabe wuchs eiue Rebe, aus dem anderen eine Rose. Die wachsen über die Kirche hoch und wie sie oben zusammen- kommen, umarmen sie sich als wie zwei wirkliche Konleute (Gatten). Uud vor euerm Fenster eine Fahne steht." „Klein Lohndirnlein, liebes mein, Den Traum leg' ich dir selber aus: Zwei Sonnen nicht können am Himmel steh n. Ich werde dir schwer erkranken thun. Erkranken thun und sterben thun. Du wirst heiraten meinen jungen Wirth. Ich werde verlassen meine Waislein klein: So mach' du ihnen, was gütlich ist. Was gütlich und was menschlich ist Wenn du deinenKindern wirstgebenweißesBrot, Gib meinen doch mindestens schwarzes Brot. Wenn deinen du gibst rothen Wein, So gib meinen doch kühles Wasser nur. Wenn du deinen bettest ein Federbett, So gib meinen doch von Stroh eins!" Erkranket ist die Hauswirthin,