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nahm es Adam Bohoric, ein Schüler des Humanisten und Reformators Philipp
Melanchthon, seiue Muttersprache grammatikalisch zu fixireu (^reticue ti(irul»e, VVite-
bt!rZae 1584) uud ihre Orthographie zu regeln. Als erstes derartiges Unternehmen ist
der Versuch im Ganzen als gelungen zu bezeichnen und für den nicht geringen Werth seiner
Orthographie speeiell spricht am besten der Umstand, daß sie sich bis in die Vierziger-
Jahre unseres Jahrhunderts behaupten konnte. Nach der lexikalen Seite hin behandelte
die slovenische Sprache znerst der Historiograph Hieronymus Megiser (victioimrium
(«lÄeeii St^iine 1592), aber mit unzureichenden Mitteln und daher in wenig befriedigender
Weise. Der Sprachschatz ist provinziell eingeschränkt, an Ungenanigkeiten und Mißverständ-
nissen reich und macht sich besonders eine sorcirte Fremdthümelei darin in abstoßender
Weise breit.
Die genannten Männer im Verein mit einigen anderen ob ihrer minderen
Bedeutung hier nicht weiter zu ueuueuden Genossen brachten die Literatur in dem knrzen
Zeiträume von drei Decennien zu einer achtenswerthen Entfaltung. Doch sollte die Blüte-
zeit nicht lauge anhalten nnd das Begonnene durch die Gegenreformation ein jähes und
tragisches Ende nehmen. Diese eröffnete ihre Wirksamkeit mit einem energischen Autodafe
der Protestantischeu Bücher uud wurde das Meiste davou iu schier unglaublicher Menge
schon in den Jahren 1600 nnd 1601 in Laibach nnd Graz den Flammen überantwortet
und diese Procedur späterhin an verschiedenen anderen Orten wiederholt. Einen Rest erhielt
das Collegium der Jesuiteu iu Laibach, und was davou diese uicht selbst verbrannten, ging
bei der Einäscherung ihres Evllegialgebäudes im Jahre 1774 zugrunde. So sind die
meisten dieser Werke typographische Raritäteil geworden und andere hat die völlige
Vernichtung getroffen. Vertilgt wnrde auch, statt sie den eigenen Zwecken dienstbar zu
macheu, die seit 1562 bestaudeue erste Buchdruckerei Laibachs, und da eine andere erst
1678 daselbst zu fuuctioniren begann, mußte unzukömmlich geuug der Bücherdruck wieder
außer Landes besorgt werden. Der Gewaltact ist umso unbegreiflicher, als das Streben
der Gegenreformation eingestandenermaßen auch darauf gerichtet war, möglichst rasch
eine reiche literarische Thätigkeit im Dienste des Katholicismus iu Gaug zu setze» uud
damit auch auf diesem Felde die großeil Verdienste der Gegenpartei, insoweit dies durch
die Confiscation nnd Vernichtung ihrer Bücher nicht ohnehin schon geschehen war, erfolg-
reich zu paralysireu.
Doch damit hatte es allerdings noch seine guten Wege. Auch ohnedem verlor der
Protestantismus in knrzer Zeit sein mit Mühe erobertes Terrain, und zwar durch sein
eigenes Verschulde«, worunter das schwerste und verhängnißvollste aus Rechnung einer
verkehrten Maxime in seinem Unterrichtssystem zu stellen ist. Während man es nämlich
nicht verschmähte, im Dienste religiöser Ideen nach der Volkssprache zn greifen, wnrde
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Volume 8
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kärnten und Krain
- Volume
- 8
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 23.03 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch