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breit, leicht, luftig. Obwohl das ganze Gebäude den Charakter italienischer Hochrenaissance
trägt, konnte man den Thnrni, dieses Wahrzeichen der mittelalterlichen Rathhansbauten,
doch nicht entbehren. — Das Privathaus erhält erst in der Barockzeit eine größere
architektonische Bedeutung; die Verzierung der Wände nnd die Gliederung derselben ist
erst in der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts häusiger. Einige Anklänge nu die
geinalten Fa^ade» der norditalienischen Städte haben sich in Kran« bei vielen Privat-
hünsern erhalten; häufig findet man Heiligenbilder mit barocker Umrahmung zwischen den
Fenstern, Fa^ade» mit Stnckornameuteu sind im Ganzen selten. Masken, Brustbilder findet
man an der Spitalgasse in Laibach Nr. 9 uud iu Radmanusdorf an der Schlvßfa^ade.
War das XVI. Jahrhundert schon für die Knust im Allgemeinen weniger günstig,
noch ungünstiger war es für den Kirchenban. Erst nach der Reformation hat sich ein nenes,
frisches katholisches Leben überall zn regen begonnen. Eine der vielen schonen Früchte
dieses nenen Glaubenslebens war es, daß man sein Angenmerk ans die Verschönernng des
Hauses Gottes richtete. Nicht zufrieden mit dem bisherigen Zustande der Kirchen, wollte
man dieselben in einer dem neuen Geschmack entsprechenden Gestalt erblicken. In Krain
bewahrte nämlich der gothische Stil seine Herrschaft bis tief ins XVI. Jahrhundert;
wahrscheinlich war da eiue gothisch gewohnte Bauschnle, die sich lange in das genannte
Jahrhundert hinein hielt. Nach der Reformation hat bald die Noth zur Vergrößerung
oder theilweisen Umbildnng der Kircheu gezwungen, bald ist blos die neue Geschmacks-
richtnng des alten Stils überdrüssig geworden, hat ihn daher mit dem neuen ersehen
wollen. Freilich haben wir in Krain von einer so rühmenswerthen Restanrativnsthätigkeit
wenig Erhebendes zn verzeichnen. Die neuen Renaissancekirchen, die neben den restanrirten
gothischen entstaube», zeigen keinen deutlich ausgeprägten Stil. Das Schiff ist meistens
ein Quadrat oder längliches Viereck, überdeckt mit einem knppelartigen Gewölbe.
Die glanzvollste Periode der Bangeschichte Krams ist anch im Kirchenban die des
Barockzeitalters. Das Beste, was Laibach an Kuustwerkeu aufweist, ist iu dieser Zeit dem
Geschmack uud Einfluß der ^caäcmin 0p<?ro->orum zuzuschreiben. Die Begeisterung für
Knnst nnd Wissenschaft nahm gerade in der Blütezeit dieser Akademie einen Aufschwung,
deu wir iu Krain weder vorher noch nachher wahrnehme». Was an Architektur, Seulptur
uud Malerei die Aufmerksamkeit des Keuuers verdient, ist aus dieser Periode. Die
Akademie arbeitete ganz im Geiste der italienischen Renaissance; es ist dies nicht zn
verwundern, denn unsere gelehrten Landslcute, z. B. Schöulebeu Ludwig, Joh. Ant.
Thalnitscher, M. Gerbee, David Verbec, Joh. Preschern n. s. w. stndirten größtentheils
in Italien nnd erhielten ans italienischen Universitäten ihre akademischen Würden. Die
schönsten Kirchen Laibachs nnd Krains haben wir dem Einfluß dieser Akademie zu
verdanke», z. B. die Dom-, die Ursuliueu- uud die St. Peterskirche.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Volume 8
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kärnten und Krain
- Volume
- 8
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 23.03 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch