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liegt der Nullpunkt 73 81 Meter hoch, bei der um 294 Kilometer weiter abwärts liegende»
Stadt Seuilin liegt der Nullpunkt der Donau 66 55 Meter hoch, folglich beträgt der
Niveau-Unterschied blos 7'?6 Meter. Weim der Wasserstand der Donau bei Seniliu
z. B. 6 24 Meter ist, dauu liegt das Niveau der Donau iu eiuer Eutferuuug vvn
294 Kilometer blos 1 02 Meter tiefer als der Nullpunkt der Theiß bei Szegedin.
Natürlich findet dann eine Stauung des Wassers statt. In der That staut die Douau,
weuu sie einen sehr hohen Wasserstand erreicht, die Fluten iu der Theiß rückwärts bis
Szegedin, ja bis Csongräd. Namentlich sind es diese Verhältnisse, welche die Regulirnng
der unteren Theiß so sehr erschweren.
Schließlich erwähnen wir noch, daß die Wasserconsumtion der Theiß an der
Mündung in der Secunde bei dem kleinsten Wasserstand 400, bei mittlerem Wasser-
stand 1.500 und bei dem höchsten Wasserstand 4.200 Kubikmeter beträgt. Die mittlere
Tiefe ihres Bettes ist 9 bis 11, die Breite wechselt zwischen 155 und 217 Meter.
Die Regulirung der Theiß.
Bor der Regulirung der Theiß wurde jährlich eiu mehrere Hundert Ouadratmeilen
betragender Theil ihres Thales überschwemmt nnd war meistens vom Frühling bis Mitte
Sommer mit Wasser bedeckt. Wer eine lebhafte Phantasie und ein weitsehendes Auge
besaß und die Überschwemmung der Theiß jemals zu sehen Gelegenheit hatte, dem prägte
sich in die Erinnerung ein unvergeßlich großartiges Bild ein. Diesseits der ausgetretenen
Flut „die mit goldigen Ähren prangende Ebene", Wiesen, Weiden, Rinder-, Pferde- nud
Schafherden mit ihren Hirten — überall ein reges Wirthschaftsleben; jenseits gegen den
Strom hin gewendet ein unübersehbarer See mit Rohrwaldungen und anderen
wuchernden Wassergewächsen, mit einer Unzahl von Fischen und anderem Gethier —
ein herrliches Reich für Millioueu und abermals Millionen von Wasservögeln. Beim
Sonnenuntergang, noch mehr aber am frühen Morgen, wenn die Sonne aus dem weiten
Meere auftauchte und es mit Purpurfarben übergoß, die thauigen Felder aber mit
funkelnden Diamanten reichlich bestreute: da flatterten aufwärts die unzählbaren Scharen
der Wasservögel uud begrüßten mit ohrenzerreißendem Concert die Alles glänzend
machende Sonne. In den mit Wogen umsluteten Dörfern erscholl das Geläute der
Glocken nnd der Mensch kniete nieder, lobte Gott nnd stimmte das heilige Lied an: „Der
röthliche Glanz der angehenden Morgenröthe ist der Wiederschein des göttlichen Kleides,
der Glanz der Sonne ist sein Helles Kleid, daneben ist die Morgenröthe blos ein blasser
Schein." Das war die Poesie des Meeres, ohne die Beständigkeit und Hoffnungslosigkeit
desselben — sanfter, reicher, schöner als das Meer.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch