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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Volume 9
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56 Tabakschwärzen war diese wasserumgürtete Einsamkeit mit ihren ausgehöhlten Bäumen ein von der Natur bestens vorbereiteter Ort. Wenn dann die Frühlingsflut kam und die ganze Insel unter klafterhohen Wellen begrub, übersiedelte der Päkäsz sammt Familie auf den großen Baum und nahm getrocknete Fische, Speck und gebratenen Kürbis mit sich; von dort aus beobachtete er mit großer Ruhe, wie sich das Wasser verlor. Bisweilen fand sich anch eine kleine Beute: die reißende Flut schwemmt aus den Dörfern irgendwelche Geräthschaften daher, der Päkäsz ereilt sie mit seinem Seelentränker und zieht sie heraus. Es siud die Gaben Gottes. Dieser ganzen Idylle macht jedoch nach und nach das immer kräftiger werdende System der neuen Zeit ein Ende. Mit der Theißreguliruug habeu, wie ein alter Förster sich äußerte, „die Herren all uusere schönen Sümpfe verdorben". An Stelle der Wassernuß gedeiht schon der Weizen, die Moorgruudel bleibt auch nicht im Kleeboden; der Bodeu des ausgerodeten Sumpfwaldes wird jetzt „Amerika" genannt und drei Meter langer Mais wirft dort seine Seide aus; auf dem Teiche brüten keine Kibitze mehr, sondern schwimmen Tausende zahmer Gänse unter guter Bewachung umher; das Gebiet der Insel selbst ist katastrirt und classifnirt; sein Besitzer ist bestrebt, aus ihm ein Einkommen herauszuschlagen; er pflanzt einen Obstgarten au; aus den Weidenruthen flicht man Körbe und der Korb eilt mit Obst gefüllt bis Berlin uud Petersburg; die Heilkräuter sind vom Salicyl besiegt, die frei vorkommende Soda wird durch die Sodafabriken werthlos gemacht; Zunder, Pfeifenrohr sind nicht mehr in Gebranch, weil Jeder Cigarren raucht, und das Forstgesetz verbietet das Abschälen der Baumrinden. Die Jungen können das Haudwerk des Päkäsz auch nicht mehr fortsetzen, sie müssen in die Tanyaschnlrn gehen und Geographie lernen; als Bursche werden sie zum Militär asseutirt, uud weuu sie einmal so weit sind, dann sehnen sie sich nicht mehr zurück auf die öde Insel zum Schweine- hüten. Aber selbst jene einst so berühmte Szalontaer Schweiuerace mit den rothen Borsten ist gänzlich verschwunden. Man ist dahinter gekommen, daß sie sich in zwei Jahren nur so weit entwickelt, wie die schwarze und blonde in einem Jahre uud so ward das Gute vom Besseren getödtet. Nur daß diese andere bereits einen Stall und einen Trog zum Füttern braucht. Die berühmte Szalontaer Schweinerace wird nur noch als Rarität auf der Staatsdomäne zu Kisber gezüchtet. Die Zeiten der armen Bursche sind auch vorüber, statt des biederen Pandureu waltet der hartherzige Gendarm. Im Jllavaer und Szamosnjvarer Strafhause wird dem abenteuerlichen Betyäreu die Arbeit gelehrt, uud dadurch verlor die Räuberromantik ihren Zauber und die Puszta ist keine Heide mehr. Diese eiust so interessanten Gestalten der Theißgegend sind nun eudgiltig verschwunden; sogar die schätzenswertheste Classe der Specialitäten, die der Theißflößer, ist im Abnehmen. Das Ärar fördert sein Salz aus
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Volume 9
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Ungarn (2)
Volume
9
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1891
Language
German
License
PD
Size
15.56 x 21.98 cm
Pages
682
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
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