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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Volume 9
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70 entwickelt sich zwischen den „Liebenden" ein zartes, sittsames Verhältniß. Gelegenheit, eine Bekanntschaft zu machen und sie zu befestigen, bietet der Spielplatz, der grüne Anger, die Spiuustube, das Weinhüten, die Ernte, das „Kukuruzschleißen"; das ist eine Art öffentliches Geheimniß, die Eltern haben nichts dagegen. Die Treue ist bei einem solchen Verhältniß unverbrüchlich; ruhig kommt der Bursche seiner Militärpflicht nach uud schreibt nie einen Brief an seine Eltern, ohne sein Mädchen „mit viel guter Gesnudheit" grüßen zu laffeu, und ebenso getreu harrt diese der Heimkehr des Liebsten. Die Bursche aus der Taglöhuerelasse haben wohl auch ein Herz, aber diesem schreibt das Leben strengere Gesetze vor und sie würden es für leichtsinnig halten, sich früh zn versprechen. Sie müssen sich erst allerlei Schnickschnack zusammensparen, einiges Kleingeld auf Heiratskosten, einen Lodenmantel für den Sonntag und einen für den Werktag; dann erst wagen sie es, ein Wörtlein mit einer Person ihres Schlages zu reden, nnd wenn dieses Wort einen guten Ort findet, stellt sich die Dirne neben den Burschen als sei« Gespan uud sie eruten zusammen. In den Erntelohn theilen sie sich zwar nach gewohntem Verhältniß, aber sie haben ihn doch gemeinsam verdient und es ist klar, daß das nur mit einer Hochzeit enden kann. Ein Verhältniß, das in solcher Weise schon offenkundig geworden, wird bei Reich und Arm äußerst selten gelöst. Zu den selteneren Fällen gehört es auch, uud meist ist dann Rache oder Elternstolz schuld darau, daß der Bursche sich sein Weibchen aus einer anderen Ortschaft bringt; er muß aber auch gehörig dafür büßen, aus diese oder jene Art, besonders wenn er sich ein berühmtes Mädchen geholt hat. Und auch das berühmte Mädchen mag sich ordentlich zusammennehmen, um in der neuen Heimat aller Kritik gewachsen zu sein, denn wenn ihr Gesicht oder Wuchs, ihre Haltung oder Mitgift nicht gefällt, kriegt sie leicht zu hören: „Um die war's auch schade, so viel Pferde einzuspannen." Nicht minder selten kommt es vor, daß jüngere Geschwister, besonders Mädchen, vor den älteren heiraten. Das ist ans der ganzen Welt so eingerichtet, seit Erzvater Jakobs Zeit, und der Ungar hat dafür das Gleichniß: „Das weiche Brod wird nicht angeschnitten, ehe das harte alle ist." Das ungarische Volk nennt ein heiratsfähiges Mädchen im ganzen Lande „ver- käuflich" (elacko) und den Bräutigam den „kaufenden Mann" (völe^ny — vevö le»en^). Diese Ausdrücke erklären sich dadurch, daß man die Mädchen ursprünglich nicht umsonst bekam, wie es denn auch jetzt noch Gegenden gibt, zum Beispiel in Baranya und im Ormänsäg, wo die Mädchen hoch im Preise stehen. Gewöhnlich bezahlt man 40 bis 60 Gulden; ist aber das Mädchen besonders wohlgerathen, gesund, kräftig und schlank von Wuchs, wie eine „gebundene Garbe", und hat sie etwa noch schwarze Augen und schwarzes Haar, singt sie hübsch, arbeitet sie flink uud stammt aus anständiger Familie, so steigt ihr Preis leicht bis 200 Gulden.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Volume 9
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Ungarn (2)
Volume
9
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1891
Language
German
License
PD
Size
15.56 x 21.98 cm
Pages
682
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
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