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5. Pörkölt-Fleisch (aber nur im Alföld); ganze Schafe oder Lämmer, klein zerstückelt,
gut „papricirt", im eigenen Fett kesselweise geschmort. Angeblich bringen Frauen diese
Speise nie ganz richtig zustande; der Geschmack mag noch so gut getroffen sein, es fehlt
etwas am „Schupfen". Darum wird das Pörkölt-Fleisch immer von einem sachkundigen
Manne, meist vom Schafhirten des Hausherrn bereitet, der das „Schupfen" im Griff hat.
Dieses besteht darin, daß er von Zeit zu Zeit den ganzen vollen Kessel vom Feuer hebt
uud, an den Henkeln gefaßt, im regelmäßigen Schwünge so lange schüttelt, bis das unterste
schon hinreichend gar gewordene Fleisch in die Höhe gestiegen, das oberste aber auf deu
Grund hinabgesunken ist. Dieses „Schupfen" wird vier oder fünfmal wiederholt, so daß
jeder einzelne Bissen Fleisch die Runde durch deu ganzen Kessel macht und das Ganze
gleichmäßig mürbe wird. Nun wird es auf Tellern oder in kleinen Kesselchen ausgetheilt,
wobei jede Portion ihr Schmuckstückchen bekommt. Auf den einen Teller kommt ein Kopf
oder wenigstens ein halber, dessen Hirn jedoch als Leckerbissen die Runde macht, während
der Schädelknochen selbst nebst dem Auge, das gleichfalls als Leckerbissen gilt, dem Herrn
Beistand und den Seinigen gebührt; ein anderer Teller bekommt die Zunge, die übrigen
würzige Würstchen mit Semmelfüllung. Wird das Pörkölt im Kessel servirt, was auch au
Herrentischen gebräuchlich ist, so legt man ihm einen aus Stäbchen zierlich gefügten Holz-
kranz unter (Schäfer- oder Sträflingsarbeit), der in den verschiedenen Gegenden
„Christuskreuz", „Hunde-Rückgrat" und noch anders heißt und zum Beispiel in Kecskemet
und bei den Jazygien-Kumanien in keinem wohlhabenden Hause fehlt.
6. Gebratenes Geflügel: Truthühner, Kapaune, Enten, Hühner; dazu Essiggurken,
Paprika, rothe Rüben, gekochte Dörrpflaumen.
7. Milchbrei, in früherer Zeit Hirse, heutigentags Gries oder Reis, reichlich mit
Zucker, Zimmt und Rosinen bestreut.
8. Kuchen, der schon den Braten begleitet und je nach seiner Form verschiedene
Namen hat: geflochtener Kuchen, Schlüssel- oder Hauben- oder Weizenährenkuchen
nnd so fort. An manchen Orten verehrt man davon anch dem Geistlichen, der die Trauung
vollzogen, uud fügt eine Flasche Wein hinzu. Wird Vieh geschlachtet, so gehören auch
Zunge und Nieren dem Geistlichen.
9. Backwerk. In kleineren und größeren Städten ist der Tisch mit einer ganzen Reihe
von Torten, Nuß- und Mohnkuchen, Zuckerbackwerk und anderen Geschenken ausgerüstet;
auf den Dörfern weiß man von diesem Lnxns »och nichts, sondern begnügt sich mit den
uralten Prügelkrapfen und ausgezogenen Strudeln.
10. Obst: Trauben, Äpfel, Nüsse und Haselnüsse.
11. Schwarzer Kaffee, der aber nur in wohlhabenden Häusern servirt und nur von
den vornehmeren Gästen genossen wird.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch